Mensch…Guido Westerwelle!

Ist das nicht ein echtes Elend in unserer Neidgesellschaft? Da kriegt man mal was geschenkt, und prompt fällt das ganze Land über einen her. Nur weil sich ein Groß-Hotelier gedacht hat, der Westerwelle ist doch so ein netter Kerl und hat es auch nicht leicht im Leben, da spenden wir dem und seiner Partei halt mal ein Milliönchen.

Natürlich ohne jede Gegenleistung. Gut, vielleicht hat er auch gedacht, Sie steigen künftig mal ab und zu mit Ihrem Lebensgefährten im Mövenpick ab. Ist doch nicht verboten, oder? Aber dass das was mit der Steuersenkung zu tun hat, von der in erster Linie die Groß-Hoteliers profitieren, ist eine bodenlose Unterstellung. Das wäre so ähnlich, wie wenn man einem Fußball-Schiedsrichter unterstellen würde, er hätte die Heimmannschaft bevorzugt, nur weil in seinem Nachttisch eine goldene Uhr lag und die Spesen für den Bar-Besuch auf Vereinskosten gingen. Und dass er den unberechtigten Elfmeter für die Platzherren gepfiffen und dem Gegner ein reguläres Tor wegen Abseits aberkannt hat, war nichts anderes als blanker Zufall. So zufällig wie Ihr Einsatz für die Steuersenkung. Dabei zwingt unsere Verfassung die Parteien doch förmlich, sich anderweitig nach Finanzierungshilfen umzusehen. Ich hab' bei Wikipedia mal nachgegoogelt, da steht drin, dass die Bundestagsparteien alle zusammen beispielsweise im Jahr 2007 gerade mal 120 Millionen Euro staatliche Zuschüsse erhalten haben. Ja, ich bitte Sie, wie soll man von solchen Almosen denn leben? Da ist doch kein Wunder, dass der Herr Schröder mal bei der Autoindustrie anklopft, oder der Graf Lambsdorff damals bei Herrn Flick, oder der Herr Strauß bei Herrn Schreiber.

Eine Hand wäscht die andere, sagt man doch. Ach nee, das war jetzt ein etwas ungünstiges Zitat. Sagen wir so, Herr Westerwelle: Sie waschen Ihre Hände ganz allein. Nur der Seifen-Spender wechselt ab und zu.

Dieter Lintz

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