Mensch... Harald Schmidt!

Nun hat das Jahr 2008 kurz vor dem Ende trotz Geldmarktkrise und Klimakatastrophe doch noch seine gute Nachricht: Im April endet Ihre gemeinsame Sendung mit Oliver Pocher. Gut, man hätte sich Ihre gelangweilte Miene und die dümmlichen Kalauer Ihres Kollegen ja nicht mehr anschauen müssen.

Aber da war doch Woche für Woche die Hoffnung, man werde den alten Schmidt, diesen begnadeten Provokateur, diesen Großmeister der verbalen Geißelung, diesen unnachahmlichen Verspritzer von Zorn und Zyne, Gift und Galle noch einmal erleben, wenigstens einen kurzen Moment lang.

Aber der Wechsel platzte in jeder Sendung. Am Ende waren Sie mindestens so desinteressiert wie das Gros der verbliebenen Zuschauer. Wie soll das auch gehen? Komik entsteht durch Widersprüche. Bei "Dick und Doof" war Stan Laurel, der Blöde, in Wirklichkeit ein hochintelligenter Mensch, der die meisten Gags, die zu seinen Lasten gingen, selbst schrieb und meist Regie führte. Der kluge, gebildete Loriot war dann am besten, wenn er einen tölpeligen Vertretertyp spielte. Aber was bitte soll daran komisch sein, wenn ein arroganter Intellektueller einen arroganten Intellektuellen und eine jugendliche Flachpfeife eine jugendliche Flachpfeife mimt?

Nee, tut mir leid, das konnte nix mehr werden mit "Schmidt und Pocher". Und ich finde es, ehrlich gesagt, auch ein bisschen Nötigung von der ARD, dass sie Leute, die Schmidt sehen wollen, zwingt, auch Pocher zu ertragen - umgekehrt natürlich dasselbe. Wenn das Schule macht, werden Konzerte von den Rolling Stones und Polarkreis 18 künftig als Konferenzschaltung übertragen, nur um zwei Zielgruppen gleichzeitig anzusprechen. So schlecht kann es den Öffentlich-Rechtlichen doch nicht gehen, oder? Was nun, Herr Schmidt? Sie haben Großes vor, wie man hört. Eine Sendung wie der US-Polit-Komiker Jon Stewart. So was könnten wir in Deutschland wirklich gut gebrauchen.

Aber haben Sie das mal gesehen? Stewart ist ein hellwacher, Gag-Feuerwerke abfeuernder, grottenfrecher Kabarettist, der auf hohem Niveau das Tagesgeschehen durch die Mangel dreht und dabei vor nichts und niemandem Respekt hat. Der zelebriert nicht sich, sondern bissige Kritik. Ob Sie das noch können nach all den Jahren der Selbstgefälligkeit? Und ob die alte Oma ARD mit ihren tausend Rundfunkräten sich das traut? Das wäre dann schon die gute Nachricht für 2009. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Dieter Lintz

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