Und nun das: Seit Wochen fehlen Sie bei keiner Globalisierungsdebatte, keiner talkt so oft wie Heiner, und um ein Haar hätte die Polizei Sie in Heiligendamm als Protestler weggeschleift wie dermaleinst Heinrich Böll vor den Atomraketen in Mutlangen. Gut, damals haben Sie noch gesagt, die SPD sei die fünfte Kolonne Moskaus, und jetzt knuddeln Sie Oskar Lafontaine. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das schon. Aber nichts könne ihn daran hindern, jeden Tag schlauer zu werden, hat seinerzeit schon der alte Adenauer gesagt. Ihre armen Parteifreunde wissen allerdings bald nicht mehr, was sie mit Ihnen machen sollen. Hinter vorgehaltener Hand verbreiten sie das Gerücht, Sie seien damals bei Ihrem Fallschirmabsturz nicht auf den Rücken, sondern auf den Kopf gefallen. Ihr neues Engagement fiele damit unter den Bereich der Kollateralschäden, und für die kann bekanntlich ja nie einer was. Man erwägt auch, die Mitgliedschaften in der CDU und bei Attac für unvereinbar zu erklären. Aber am Ende würden Sie sich dann noch für Attac entscheiden, und das wäre peinlich für eine Partei, die zumindest für Kirchentage das eine oder andere Feigenblatt braucht, um die Blöße zu bedecken, die sich da ausbreitet, wo im Parteinamen das "C" steht. "Was ist bloß in den Geißler gefahren, dass der sich so verändert hat?", hat mich neulich ein verzeifelter CDUler gefragt. Vielleicht liegt der Fehler schon in der Fragestellung. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie, Herr Geißler, immer klar für Marktwirtschaft, aber ebenso klar für die Sozialbindung des Kapitals. Kann das sein, dass man mit dieser Position vor 25 Jahren als konservativer Sack galt, und dass man damit heute als linker Traumtänzer firmiert? Aber dann wären es ja womöglich gar nicht Sie, der sich verändert hat. Dieter Lintz