Mensch... Michael Glos!

Haaaalooooo, schöööön, daaaaaaß Siiiieee aaauuuch einmaaaal iiin diiieeeser Koooluumne vooorkoommen. So etwa würde es aussehen, wenn ich so schreibe, wie Sie sprechen. Was aber noch kein elementares Problem wäre, wenn Sie nicht genau so tempogeladen denken und handeln würden.

Als der Philosoph und Autor Sten Nadolny 1983 sein Buch "Die Entdeckung der Langsamkeit" schrieb, muss er Sie irgendwie schon gekannt haben.

Nun haben Sie die ganze Zeit brav im Regierungsorchester gesessen und darauf gewartet, dass Ihnen die Dirigentin einen Einsatz in der großen Finanzmarkt-Sinfonie in a-Moll gibt. Aber gerade hatten Sie begonnen, die Backen fürs Trompeten aufzublasen, und die Frau Merkel hatte noch nicht mal so richtig gewinkt, da hat dieser Steinbrück alle Ihre Soli schon mitgespielt.

Egal, was Sie intonieren wollen: Nix passt in Frau Merkels Partitur. Steuersenkungen? Kommt nicht in die Tüte. Pendlerpauschale? Bleibt alles wie's ist. Wenn Sie was vorschlagen, ist es schon so gut wie abgelehnt. Kein Wunder, dass Sie immer mehr als beleidigte Weißwurst daherkommen.

Eins muss man Ihnen zugute halten: Sie sind ja schon seinerzeit mehr aus Versehen Wirtschaftsminister geworden, nur weil der Stoiber Angst vor dem Berliner Nachtleben hatte. Vorgedrängelt haben Sie sich nie, das widerspräche gänzlich Ihrem Naturell. Sie sind eher einer von der Sorte, die einst Franz-Josef Strauß beschrieb: Sie müssten, wollten Sie den Kirchturm streichen, ständig darauf achten, dass Ihnen der Stundenzeiger der Turm-Uhr nicht unversehens den Pinsel aus der Hand schlägt.

Vielleicht sind Sie aber gerade deshalb auch gar nicht so schlecht im Wirtschaftsressort aufgehoben. Das ist bekanntlich das Ministerium, in dem man zwar nichts ausrichten, aber wenigstens auch nichts anrichten kann. Und in der begnadeten Reihe der Bangemänner, Hausmänner und Rexrodts sind Sie ein würdiger Nachfolger, wenn es darum geht, Maßstäbe zu setzen für die Dynamik der deutschen Wirtschaft.

Und im übrigen gibt's zumindest eine Berufsgruppe, die für Ihre politische Existenz so richtig dankbar ist: Das sind die Kabarettisten. Kaum jemand ist so dankbar nachzuahmen. Trotzdem findet man Sie eher selten im "Scheibenwischer", "Mitternachtsspitzen" oder der "Anstalt". Wahrscheinlich ist die Sendezeit einfach zu kurz.

Dieter Lintz

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