Mensch... Michael Phelps!

Geben Sie es zu: Sie hatten die Nase voll vom Image des braven Buben und wollten zeigen, dass auch die Weltrekord-Maschine die Sau rauslassen kann. Es kann aber auch nerven, wenn man nach acht Goldmedaillen als eine Art schwimmender Heintje rüberkommt.

So geht das nicht weiter, haben Sie sich wahrscheinlich gedacht. Ich kann auch anders.

Es ist aber auch schlimm: Da stellen Sie ein paar Weltrekorde auf, und schon erinnert sich keiner mehr daran, dass Sie vor ein paar Jahren besoffen mit dem Auto durch die Gegend gerast sind und dafür 18 Monate auf Bewährung kassiert haben. Der Ruf als böser Junge ist schließlich harte Arbeit, verdammt. Die Mädels stehen überhaupt nicht auf diese "Golden Boy"-Nummer. Ein paar Kerben im Colt braucht der Mann.

Der Plan stand schnell. Von wegen Heintje, ich hänge jetzt den Kiffer raus und lasse mich mit einer Marihuana-Pfeife im Gesicht ertappen. Das kommt an. Eltern, die nichts mehr fürchten als eine Drogen-Karriere ihrer Nachkommen, werden in Panik geraten. So weit so gut, aber dann - eine Entschuldigung? Es tut mir alles ganz doll leid? Mann, böse Jungs kennen keine Entschuldigung. Denken Sie mal an Boris und die Besenkammer, an Mike Tyson und das abgebissene Ohr, an Paul Breitner und die Vorbereitung auf die Fußball-WM 1982 in Schlucksee, Pardon, Schluchsee. Dagegen sind Sie ein Waisenknabe. Schwimmen Sie lieber noch ein paar Weltrekorde und überlassen Sie die Kerben im Colt den wirklich bösen Jungs.

Jörg Pistorius

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