Mensch... Sebastian Koch!

Sie sind ein begnadeter Schauspieler. Ihr Stauffenberg, Speer oder Klaus Mann waren genial, für "Das Leben der anderen" gab's einen Oscar, und die zahllosen Fernseh-Krimis, die Sie veredelt haben, will ich gar nicht nennen.



Aber war der "Seewolf" nötig? Dieses finale Abkochen einer Fernseh-Legende konnte doch nichts anderes bringen als einen müden Aufguss. Nicht, dass Raimund Harmstorf Ihnen schauspielerisch das Wasser reichen könnte. Aber er war eben der Seewolf. Ein Mythos auf See. Und wenn er eine rohe Kartoffel zerquetschte, war das ebenso überraschend wie authentisch - und kein bis zum Erbrechen in Werbetrailern eingetrommelter Reklamegag zur Erhöhung der Einschaltquote.

Der alte Seewolf war bedrohlich, verbreitete Unbehagen, regte die Fantasie an wie ein gutes Buch - und brauchte dafür keine echten Seehunde blutig zu häuten.

Schade eigentlich, dass nun auch den Öffentlich-Rechtlichen beim ewigen Schielen auf die Sehbeteiligungszahlen der gerade Blick zunehmend abhanden kommt. Hätte man die alte Verfilmung des großen Wolfgang Staudte mit vergleichbarem Brimborium zur gleichen Top-Sendezeit auf den Markt gepresst, die Quote wäre definitiv nicht schlechter gewesen. Halb so viel wie der Tatort im Ersten, weit zurück hinter dem 850. Teil von "Stirb langsam" auf RTL: Das hätte man auch um eine zweistellige Millionensumme aus Gebührenzahler-Kreisen billiger haben können. Zumal Pro7 beim gleichen Versuch auch schon etliche Milliönchen mit dem Schoner "Ghost" versenkt hat. Na ja, Herr Koch, Sie werden's verkraften. Und wir freuen uns auf die nächste Wiederholung mit Ihnen. Es muss ja nicht unbedingt auf See sein.

Dieter Lintz

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