Mensch... Sebastian Vettel

Manchmal ist es wirklich schwer, es allen recht zu machen. Da tun Sie, was der Job eines Automobilrennweltmeisters ist, fahren Freund und Feind in Grund und Boden, rasen als erster über die Ziellinie - und prompt fallen alle über Sie her, als hätten Sie Ihrem Teamkollegen Webber kurz vor dem Rennen Rizinus-Öl in die Red-Bull-Dose gekippt.

Für den Focus gehören Sie zu den "größten Drecksäcken der Sportgeschichte", gleich neben Ohrbeißer Tyson und Doper Armstrong, Bildzeitungs-Wagner nennt Sie ein Schwein, andere Schlagzeilen kreuzigen den "Bösewicht" und "Sieg-Klauer". Dabei haben Sie lediglich die Stall-Order "Multi 21" ignoriert, eine völlig unsportliche Regelung, die dem schnelleren Fahrer abverlangt, absichtlich langsamer zu fahren, damit ein anderer gewinnt. Worüber übrigens immer diejenigen am lautesten geschimpft haben, die Ihnen jetzt verbal die Zähne einschlagen. Und die Ihren unbedingten Siegeswillen sonst stets so bewundernswert fanden.

Wenn ich Ihnen was übel nehme, dann höchstens das miserable Lügen hinterher. Die Entschuldigungen. Die faulen Ausreden. Da fahren Sie minutenlang wie der Teufel mit Webber um die Wette, der Team-Funk brüllt Sie an, der Konkurrent zeigt den Stinkefinger, aber bei Ihnen schlägt erst nach dem Rennen, wie Sie so schön sagten, "wie der Blitz" die überraschende Erkenntnis ein, dass Sie das eigentlich nicht hätten machen sollen. Also wenn unsereins im Zustand halber Bewusstlosigkeit Auto fährt, kriegt er keine Punkte in der Fahrerwertung, sondern höchstens in Flensburg.

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