Mensch... Theo Zwanziger!

Sie sind ja eigentlich ein ganz Sympathischer. Aber kann es sein, dass Ihnen das beim DFB langsam über den Kopf wächst? Wettskandale, Vertragspoker, Schiedsrichter-Affäre - und immer wirken Sie so ein bisschen wie der nette Onkel vom Lande, der völlig desorientiert durch den Großstadt-Dschungel stolpert.



Okay, ich verstehe Ihre Sorgen ja: So ein Thema wie schwule Schiris, das ist gerade in Kicker-Kreisen ein bisschen äh-bäh. Hierzulande kann man als Homosexueller zwar Außenminister, Regierender Bürgermeister oder Talkshow-Starmoderatorin werden, aber nicht mal Rasenheizungsmonteur in der Fußball-C-Klasse.

Kein Wunder, dass Sie mit der ganzen Thematik lieber nix zu tun haben wollten und Ihren eigenen Oberschiedsrichter Amerell kurzerhand abservierten, ohne ihn auch nur angehört zu haben. Was hat ein Fußballverband auch mit Rechtsstaats-Prinzipien zu schaffen? Nur leider haben Sie die alte Weisheit übersehen, dass Dinge, die man mit spitzen Fingern anfasst, einem besonders leicht aus den Händen gleiten. Und manchmal scheppern sie auch noch extra laut, wenn sie am Boden ankommen.

Jetzt haben Sie den Scherbenhaufen, und allerlei unappetitliche Randerscheinungen obendrein. Ein Ende ist nicht abzusehen. Ihre Funktionärs-Kollegen müssen schon "Wir stehen uneingeschränkt hinter ihm"-Erklärungen zu Ihren Gunsten abgeben, wie bei einem Fußballtrainer kurz vor dem Rausschmiss. Alles geht drunter und drüber. Der DFB sei wie die Mafia, sagte neulich ein bösartiger Spötter. Quatsch, lautete die Antwort, die Mafia sei organisiert.

Aber eines, lieber Herr Zwanziger, kann ich Ihnen trotzdem verraten: Ich bin froh, dass wenigstens nicht mehr Ihr merkwürdiger Vorgänger als DFB-Chef amtiert. Wie war noch dessen Spitzname? Stimmt: Mayer-Vorderlader. Da hätte in diesen Tagen jeder Kabarettist schon eine Pointe, bevor er überhaupt zu denken anfängt.

Dieter Lintz

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