Mensch... Ulla Schmidt!

Das Politiker-Dasein hat schon etwas Tragisches: Da ruinieren Sie seit Jahren nach allen Regeln der Kunst das Gesundheitswesen, stiften mit jeder Reform neues Chaos, zeigen sich gänzlich resistent gegen jegliche Form von Einsicht, liefern reihenweise Gesetze mit Kunstfehlern, ohne dass Ihnen das irgendwas anhaben könnte - und dann bringt Sie ausgerechnet so eine popelige Urlaubs-Dienstfahrt nach Spanien ins Schleudern.



Ehrlich gesagt: Den Vorgang als solchen finde ich gar nicht mal so tragisch. Sie haben sich doch nur das erlaubt, was für höhere Chargen der Privatwirtschaft eine Selbstverständlichkeit ist. Und was die einschlägigen Selbstbedienungs-Regeln für Regierungsmitglieder zumindest zulassen.

Nur: Dass Sie das staunende Publikum für blöd verkaufen wollen, ärgert einen denn doch. 500 Euro Spritgeld hat Ihr Büro als Kosten des Spanien-Trips errechnet, das sei billiger als die Tagesmiete für einen adäquaten Leihwagen. Ulla Schmidt, die Spar-Ministerin, die aus Rücksicht auf die Staatskasse ihren Dienstwagen mitnimmt? Pardon, aber vera…… können wir uns selbst. Nun mal im Ernst: 5000 Kilometer kann ein deutscher Steuerzahler per Kilometer-Pauschale mit 1500 Euro Kosten absetzen - so hat's Ihre Regierung beschlossen. Ein guter halber Monatslohn für Ihren Fahrer kommt dazu, schließlich hätte er sonst Urlaub machen können statt Überstunden zu kloppen. Übernachtungen, Spesen, Autobahn-Maut: Wenn wir fertig sind, kommen wir locker auf 10 000 Euro, die Sie es den Steuerzahler kosten lassen, dass Sie beim Pläuschchen mit dem Ortsbürgermeister Ihres Ferienörtchens in einer angemessenen Limousine vorfahren können.

Und da sind wir beim Punkt: Welcher Zacken bräche denn einem deutschen Minister aus der Krone, wenn er bei einem halbdienstlichen Termin während des Urlaubs einfach mit dem Mietwagen anrollt? Es muss ja kein Seat 1.0 sein.

Und gerade Sozis müssten doch wissen, dass es nie gut ankommt, wenn sie als politische Würdenträger zu sehr den Chauffeurs-Arbeitgeber heraushängen lassen. Oder wollten Sie, ganz soziales Gewissen, Ihrem vielstrapazierten Fahrer nur einen kleinen Extra-Urlaub unter südlicher Sonne gönnen, samt Sohnemann? Dann zahlen Sie's aber auch bitte selbst. Ganz so teuer würde es nicht mehr: Die Rückfahrt fällt ja flach.

Dieter Lintz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort