Wer will schon hören, was Sie sagen, wenn Sie als oberster Hesse zur Sache reden. Ergo, so denken Sie sich, rede ich doch einfach mal einen völligen Blödsinn daher, vielleicht komme ich ja damit in die Presse.

Glückwunsch, Sie haben es geschafft. Ihre Forderung, die deutschen Nationalspieler künftig zum zwangsweisen Mitsingen der Nationalhymne zu verdonnern, prangt dieser Tage in allen Gazetten. Eine Frage des "guten Tons" sei das, schließlich hätten die Italiener ja auch alle mitgesungen, und zwar mit ordentlich Inbrunst.

Nun hat gerade Letzteres mit gutem Ton nur bedingt zu tun, wie man beim Endspiel an dem unsäglich falschen Gegröle vieler Azzurri-Nationalspieler hören konnte, weil die Kamera beim Abschwenken der Elf gemeinerweise mit einem Mikrofon ausgestattet war. Kicker trainieren dermaßen ihre Kreuzbänder, dass für die Stimmbänder wohl nichts mehr übrig bleibt.

Bei Politikern ist es mit dem Wohlklang auch nicht weiter her, wie das herzzerreißende Gejaule und Gebrumm von Helmut Kohl, Willy Brandt und dem Regierenden Bürgermeister Momper damals beim Absingen der Hymne anlässlich des Falls der Berliner Mauer dokumentierte. Nun mag es sein, dass man mit derartigen Geräusch-Emissionen bei Gegnern mit empfindsamem oder gar kultiviertem Ohr Angst und Schrecken verbreiten kann.

Aber dass Franz Beckenbauer nun behauptet, sein Team wäre 1990 vorzugsweise aufgrund der von ihm verhängten Mitsingpflicht Weltmeister geworden, legt den Verdacht nahe, des Kaisers Hirn habe damals beim nächtlichen Wandeln durch das Stadion in Rom etwas zu viel Flutlicht abbekommen. Sie sehen also, Herr Bouffier, was man mit fröhlich dahingebrabbelten Sentenzen für einen Schaden anrichten kann.

Ach übrigens, haben Sie das Endspiel gesehen? Das haben die Spanier gewonnen, vier zu null. Und von denen hat kein Einziger die Hymne mitgesungen. Wie auch? Das Ding hat gar keinen Text. Wäre für Politiker auch manchmal ganz hilfreich.