Menschen, Lieder, Emotionen

Trier · Auch im neunten Jahr des Tufa-Musicals schafft es ein vornehmlich aus nicht-professionellen Künstlern bestehendes Ensemble, eine professionelle Darbietung auf die Beine zu stellen. Musikalisch, gesanglich und schauspielerisch eine beachtliche Leistung.

 Clyde (Dietmar Kruppert) sorgt mit seinen Verzweiflungstaten für Schlagzeilen. TV-Foto: Karin Pütz

Clyde (Dietmar Kruppert) sorgt mit seinen Verzweiflungstaten für Schlagzeilen. TV-Foto: Karin Pütz

Foto: Karin Pütz (kap) ("TV-Upload P?tz"

Trier. Maschinengewehrsalven zerfetzen ein junges Paar, das in einem Auto sitzt - dann wird es dunkel. Gleich zu Beginn der Vorstellung wird den Besuchern im ausverkauften großen Saal der Trierer Tuchfabrik eindrucksvoll gezeigt, wie das Leben von Bonnie Parker und Clyde Barrow endet. Sicherlich ein Schock für Besucher, die sich mit der Thematik des Musicals nicht auskennen und es etwas seichter erwartet haben. Die Auswahl der Musicals, die der erst 30-jährige Regisseur Stephan Vanecek seit bereits neun Jahren trifft, ist abwechslungsreich. Zusammen mit dem musikalischen Leiter Dominik Nieß hat er sich diesmal ein Drama ausgesucht, das in der Zeit der Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre in Amerika spielt. Dabei hält Vanecek sich an die Originalvorlage des Broadway-Musicals.
Die Darsteller setzen sich aus erfahrenen und unerfahrenen jungen Leuten zusammen, die bis in kleinste Rollen nach ihren unterschiedlichen Stärken (und nicht immer nach Geschlecht oder Hautfarbe) besetzt sind. Die durchweg überzeugenden stimmlichen Qualitäten der Hauptdarsteller (Vocalcoach: Katharina Scherer) machen kleine technische Patzer und das gewohnt spärliche Bühnenbild wett. Dietmar Kruppert als Clyde und Ophelia Wawer als Bonnie sind ein gutes Team, das seine Rolle als zerrissenes Verbrecherpärchen glaubwürdig und stimmgewaltig spielt. Man glaubt ihnen die Verliebtheit ebenso wie ihre Verzweiflung.
Wenn Bonnie singt "Wenn auch kurz, so weiß ich doch, ich hab' gelebt", gibt es im Zuschauerraum feuchte Augen. Ein Mann reicht seiner unbekannten Sitznachbarin ein Taschentuch, leise Schluchzer sind zu hören. Diese starken Emotionen auf der Bühne zu erzeugen, ohne im Kitsch zu versinken, ist eine große Leistung. Zu keinem Zeitpunkt wirkt es peinlich oder unfreiwillig komisch, wenn es auf der Bühne um Gefühle geht. Der gesanglich starke Philipp Gonder spielt Bonnies verschmähten Verehrer Ted Hinton. Auch Alex Williams berührt in der Rolle von Clydes ebenfalls kriminellem Bruder Buck. Antonia Crames als Bucks besorgte Ehefrau Blanche liefert schauspielerisch und gesanglich eine Glanzleistung ab. Neben einer dramatischen Handlung, in der auch Platz für witzige Dialoge ist, sorgt die groovige Musik mit lebhaften Songs wie "Made in America" dafür, dass die Zuschauer auf ihre Kosten kommen, was sie am Ende mit lang anhaltenden stehenden Ovationen honorieren.

Weitere Aufführungstermine: 22., 23., 24., 25., 29. und 30. September sowie am 1., 7., 8. und 9. Oktober.
Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" text="www.volksfreund.de/tickets" class="more"%>

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