Mensch...Horst Schlämmer!

Darf ich "Herr Kollege" zu Ihnen sagen, so von Provinzjournalist zu Provinzjournalist? Ich verneige mich vor Ihnen in rückhaltloser Bewunderung. Da schreibt unsereiner Jahr um Jahr seine Artikel, analysiert, kommentiert ebenso sinn- wie erfolglos - und dann kommen Sie mit ein paar coolen Sprüchen, und prompt steht die ganze Politiker-Truppe mit runtergelassenen Hosen da.



Wer kann künftig Seehofers Steuersenkungs-Fantasien hören, ohne an Ihre vergleichbar realistische Forderung "Schönheits-OP's für alle" zu denken? Wie könnte man noch Steinmeiers Arbeitsplatz-Präsente ernst nehmen, nachdem Sie feierlich versprochen haben, vier Millionen Arbeitsplätze nicht zu schaffen, und bei Bruch Ihres Versprechens die politischen Konsequenzen zu tragen?

Komödie ist um so genialer, je näher sie der Realität kommt. Und Sie, Herr Schlämmer, sind - ungeachtet Ihrer etwas ausgefallenen Physiognomie - gefährlich nahe dran an den Sprechblasen und Täuschungsmanövern unserer gängigen Politiker. Aber Vorsicht: Die machen es Ihnen immer schwerer, die für Satire nötige Übertreibung überhaupt noch hinzukriegen. Wie will man CDU-Bundestagskandidatinnen toppen, die mit einem Dekolleté bis zum Bauchnabel für sich werben? Oder einen offensichtlich im Fieberwahn befindlichen SPD-Vorsitzenden, der Frau Merkel empfiehlt, schon mal die Koffer zu packen - das ist ja kein Pfeifen im dunklen Wald mehr, das ist schon ein ganzes Blas-Orchester.

Dass eine zunehmende Anzahl von Wählern dann lieber gleich die echte Comic-Figur wählen würde, kann nicht überraschen. Aber Deutschland ist ja nicht Amerika, wo sie auch schon mal Schauspieler zum Präsidenten wählen, die in ihrem bedeutendsten Film die Hauptrolle mit einem Affen geteilt haben.

Kanzler werden Sie wohl nicht werden. Aber vielleicht wenigstens Gesundheitsminister. Wo Sie sich doch mit "Rücken" so gut auskennen. Bei dem Job ist dann auch der Dienstwagen inklusive, den Sie als Reporter in Grevenbroich nie bekämen.

Dieter Lintz

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