Menschliche Schicksale statt fliegender Granaten

Trier · Ihre Eindrücke aus Afghanistan hat die vielfach ausgezeichnete Fotografin Ursula Meissner in großformatigen Farbfotos festgehalten. Eine sehr interessante Ausstellung, die noch bis Weihnachten in der Universitätsbibliothek in Trier zu sehen ist.

 Ursula Meissner hat neben Fotos auch ein kostbar besticktes Brautkleid aus Afghanistan mitgebracht. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Ursula Meissner hat neben Fotos auch ein kostbar besticktes Brautkleid aus Afghanistan mitgebracht. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

"Wenn deine Bilder nicht gut sind, warst du nicht nah genug dran", hat der Kriegsfotograf Robert Capa festgestellt. Ursula Meissner ist nah dran. Seit fast 20 Jahren ist die 1961 geborene Fotografin in den Kriegs- und Krisengebieten der Welt unterwegs. Ein ungewöhnlicher Job für eine Frau, haben doch in dem waffenstrotzenden Szenario traditionsgemäß Männer das Sagen.

"Um Angst mache ich mir nicht viel Gedanken", sagt die gebürtige Mainzerin, die zunächst als Assistentin im Südostasien-Studio des ZDF startete, bevor sie 1989 eine Ausbildung als Fotojournalistin begann. Die Kamera sei ihr Schutzschild, versichert die Fotografin, die 1986 zum ersten Mal, als Mann verkleidet, Afghanistan bereiste. Gewiss habe es immer wieder Situationen gegeben, bei denen einem die Knie gezittert hätten. 18-Mal war Meissner inzwischen im Land am Hindukusch. Was sie in Trier zeigt, sind keine Frontfotos. Fliegende Granaten interessierten sie nicht, hat die Fotografin in einem Interview erklärt, dafür persönliche Schicksale.

Dicht an den Menschen Afghanistans sind auch die Trierer Bilder. Sie zeigen neben hinreißenden Landschaften ein Land, in dem Menschen nach 30 Jahren Krieg versuchen, in die Normalität zurückzufinden. Meissners Bilder sind fernab jeder Sensationsberichterstattung. Sie setzen kenntnisreich und eindringlich ein vielfältiges, lebendiges Afghanistan ins Bild. Es ist gleichermaßen ein Land der Bauern, der Armut und der Härte, aber auch das der reichen Oberschicht mit ihren westlichen Statussymbolen, ihrem Reichtum und ihrer Pracht entfaltung. Es ist eine bunte exotische Welt, in der zwischen Stadt und Land Jahrhunderte an Entwicklung zu liegen scheinen. Es ist ein Land gleichermaßen voller Schönheit und Not.

Meissner öffnet mit ihren Fotos dem Betrachter die Augen für ein uraltes Kulturland mit hochentwickelten kunsthandwerklichen Traditionen wie dem Teppichknüpfen oder der Goldschmiedekunst. Ergänzt wird die interessante Schau durch historische Reiseberichte und aktuelle Literatur über Afghanistan sowie ein prachtvolles afghanisches Hochzeitskleid.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Dezember zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags 8 bis 24 Uhr, samstags 8 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 15 Uhr. Kontakt: Telefon 0651/ 2012496, www.ub.uni-trier.de

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