Ausstellung in Oberbillig Meyer-Rogge und Rompza – Vom Gleichgewicht, das aus der Bewegung kommt

Oberbillig · Die Galerie Contemporanea in Oberbillig zeigt Arbeiten von Jan Meyer-Rogge und Sigurd Rompza.

 Malerei von Sigurd Rompza (links) und Plastiken von Jan Meyer-Rogge sind derzeit in der Galerie Contemporanea in Oberbillig zu sehen.

Malerei von Sigurd Rompza (links) und Plastiken von Jan Meyer-Rogge sind derzeit in der Galerie Contemporanea in Oberbillig zu sehen.

Foto: Eva-Marie Reuther

Vom gefährdeten Gleichgewicht der Demokratie ist dieser Tage häufig warnend die Rede. Im Gleichgewicht zu bleiben ist fraglos lebenswichtig – gleichermaßen für den Makrokosmos von Gesellschaft und Natur sowie für den Mikrokosmos des Individuums darin. Mit den Bedingungen des Gleichgewichts und seiner Architektur setzt sich seit Jahren auch der Hamburger Bildhauer Jan Meyer-Rogge auseinander. Derzeit sind seine Stahlplastiken gemeinsam mit Wandobjekten seines saarländischen Kollegen Sigurd Rompza in der Galerie Contemporanea in Oberbillig zu sehen.

Jan Meyer-Rogge (Jahrgang 1935) darf man getrost als einen Klassiker bezeichnen. Seine zahlreichen minimalistischen Plastiken im öffentlichen Raum setzen seit nunmehr Jahrzehnten neue Akzente in Außen-und Naturräumen und führen ihren Dialog mit ihnen. In Oberbillig sind vor allem Modelle zu sehen, die allerdings ausgesprochen erhellend Einblick in die unterschiedlichen Werkgruppen des Bildhauers geben und die unterschiedlichen Aspekte des Gleichgewichts verbildlichen.

Wer sich in die feinsinnigen wie fragilen Modelle vertieft, erfährt nicht nur Erhellendes über das Wesen des Gleichgewichts. Die eindrücklichen Plastiken, in denen die Linie dominiert und die wie verräumlichte Grafiken wirken, sind auch von großem poetischen Reiz. Sie sind zudem gleichermaßen künstlerische Form wie Metapher. Einmal mehr wird hier deutlich: Gleichgewicht ist etwas anderes als Gleichschritt oder statische Ruhe.

Meyer-Rogges Arbeiten vergegenwärtigen das Gleichgewicht als einen dynamischen Prozess, der darauf zielt, in der rechten Balance Ruhe zu finden. Ebenso wie er das Widerständige, geradezu Paradoxe sichtbar macht, das dem Gleichgewicht eignet. Eben jene aufeinander einwirkenden gegensätzlichen Kräfte, die in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden müssen.

Man kann die Arbeiten des Bildhauers durchaus als Gesellschaftsmodell verstehen, in dem das richtige Verhältnis von Bewegung und Ruhe, Freiheit und normativer Bindung, vom Stützen und Loslassen erst eine förderliche Balance hin zum Gleichgewicht schafft.

Meyer-Rogges dynamischen, feingliedrigen Arbeiten stehen die kompakten, körperhaften Reliefs Sigurd Rompzas gegenüber. Der 1945 geborene Künstler, der bis zu seiner Emeritierung an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken lehrte, und hierzulande bereits mehrfach in Ausstellungen vertreten war, kommt ursprünglich aus der Malerei.

Auch Rompzas Wandreliefs in Oberbillig sind Zwitterwesen aus Malerei und Bildhauerei. In ihrer geschlossenen Form entfaltet sich eine lebendige Binnenstruktur aus bisweilen kunstvollen geometrischen Netzwerken, deren Facetten und Drehungen mit dem Licht spielen, sich ihm zu- oder von ihm abwenden und dabei die Farbwerte verändern oder im Schattenwurf über sich hinauswachsen. Farbe ist zudem in Rompzas Reliefs ebenso sinnlicher Ausdruck wie Teil der Architektur, etwa wenn er Blau gegen Schwarz oder Rot setzt.

Auch die Arbeiten des heute in Neunkirchen lebenden Künstlers leben von ihrer inneren Dynamik. Wie bei Meyer-Rogge entsteht auch bei Rompza aus der ausbalancierten Vielfalt Gleichgewicht. Es ist eine sehr interessante Ausstellung, dort oben hoch über der Mosel in Oberbillig, die nicht nur ausgesprochen ansehnlich ist, sondern einmal mehr die Kunst als eine Zeichensprache ins Bewusstsein rückt, die es schaffen muss, über die Ästhetik in der angemessenen Form ihren symbolischen, bildhaften Ausdruck zu finden.

 Eine Arbeit von Jan Meyer-Rogge.

Eine Arbeit von Jan Meyer-Rogge.

Foto: Eva-Marie Reuther

Die Ausstellung gibt es regulär noch bis zum 1. Juni zu sehen (dienstags bis samstags von 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung), und danach noch bis zum 29. Juni nur nach Vereinbarung. Infos unter Telefon 06501/12297 oder online auf www.contemporanea.de

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