Vinyl der Woche: Private Eyes – Daryl Hall & John Oates Michael Jackson, der Meisterdieb

Serie · Vor 40 Jahren veröffentlichen Daryl Hall & John Oates das Album Private Eyes und legen damit den Grundstein für einen der bekanntesten Songs der Musikgeschichte – was Daryl Hall erst Jahre später bei den Aufnahmen zu We Are The World erfährt.

Vinyl der Woche: Private Eyes – Daryl Hall & John Oates: Michael Jackson, der Meisterdieb
Foto: Band

Es ist der 28. Januar 1985. Die A&M Recording Studios in Hollywood sind gefüllt mit Weltstars. Lionel Richie, Stevie Wonder, Ray Charles ... ach, schließen wir die Aufzählung der Musiker, die an diesem Tag gemeinsam We Are The World aufnehmen. Ansonsten würde diese den gesamten Text in Anspruch nehmen. Erlauben Sie mir dennoch, auf zwei besondere Sänger einzugehen. Ersterer benötigt keine Vorstellung: Michael Jackson, der wohl präsenteste Musiker im Song. Der zweite sollte zumindest Musikkennern ein Begriff sein – auch wenn der Auftritt von Daryl Hall im Endprodukt nur wenige Sekunden andauert. Nach Steve Perry singt Hall die Zeile „it’s true we’ll make a better day, just you and me“. Doch diese kurze Gesangsdarbietung inmitten der größten Musiker der Welt ist nicht das einzige, das Daryl Hall an diesen Tag erinnert. Denn da gab es ein besonderes Geständnis des großen Michael Jackson ...

Zunächst stelle ich Ihnen jedoch das dieswöchige Album vor, das heute vor 40 Jahren das Licht der Schallplattenwelt erblickt: Private Eyes von Daryl Hall & John Oates. Es ist das zehnte Studioalbum des Popduos, das vor allem in den USA Erfolge feierte. In Deutschland steht bis heute ein zwölfter Platz in den Single-Charts für den 1982er-Hit Maneater (den kennen Sie aus dem Radio) als beste Platzierung. Private Eyes fällt in eine Zeit der Bandgeschichte, in der Hall und Oates scheinbar jeden kleinen Tropfen köstlichen Saft aus der Erfolgsorange pressen wollen. In den USA jagt ein Charterfolg den nächsten, teilweise jährlich werden neue Alben produziert. Geht eine Band diesen Schritt, dann läuft sie Gefahr, dass sie auf die Quantität der Veröffentlichungen reduziert werden – bei Hall und Oates stimmt (meistens) auch die Qualität. Kommen wir jetzt zur Michael-Jackson-Geschichte?

Noch nicht ganz. Wir springen zunächst ins Jahr 2003. Damals bedient sich Simply Red bei Daryl Hall & John Oates. In ihrem Song Sunrise (auch den kennen Sie aus dem Radio) finden sich einige Samples und Textzeilen aus der Single I Can't Go For That (No Can Do) vom Album Privates Eyes. Wobei der Begriff „Sample“ für John Oates falsch ist, wie er später in einem Interview sagt: „Es war kein Sample, es war der eigentliche Track. Er hat nur eine andere Strophe darüber geschrieben.“ Weniger stark bedient hat sich Michael Jackson am Song. Damit kommen wir nun (hoffentlich seufzen sie jetzt nicht „endlich...“) zur Geschichte des King Of Pop und Daryl Hall.

Bei den Aufnahmen zu We Are The World nimmt sich „MJ“ Daryl Hall zur Seite. Auch wenn Jackson damals nach Thriller der wohl aktuell erfolgreichste Musiker ist, beweist er Größe. Er hoffe, dass es okay sei, dass er sich für Billie Jean (den kennen Sie nicht nur aus dem Radio) bei I Can't Go For That (No Can Do) bedient habe, sagt er. Hall antwortet: „Du hast beim Diebstahl einen guten Job gemacht, ich habe es bis gerade nicht bemerkt.“

Glauben wir Daryl Hall das einfach mal. Aber seien wir ehrlich: Legt man beide Songs übereinander, dann hört man schon seeeehr deutliche Ähnlichkeiten.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile finden Sie hier.

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