Die Kulturmacher Michael Kernbach: Raus aus dem Heizungskeller!

Trier · Wie ein Trierer die Ausgangslage für Popmusiker in der Region verbessern will.

 Michael  Kernbach will die Bedingungen für Pop- und Rockmusiker in der Region Trier verbessern – mit dem Musiknetzwerk und der Initiative Pop.

Michael Kernbach will die Bedingungen für Pop- und Rockmusiker in der Region Trier verbessern – mit dem Musiknetzwerk und der Initiative Pop.

Foto: Michael Kernbach/unbekannt

Er ist eine der zentralen Figuren der regionalen Rockmusikszene – und das seit drei Jahrzehnten. Michael Kernbach (52) hat in einer ganzen Reihe ambitionierter Bands den Bass gespielt: Gründungsmitglied von Guildo Horns Orthopädischen Strümpfen, später bei Lusthansa – die Reunion der Trierer NDW-Band hatte er vorangetrieben. „Kerni“ rockte mit der Metal-Karaoke-Show Rokken beim legendären Wacken-Open-Air, er war Anfang des Jahrtausends als Co-Autor der „Gerd Show“ mit Stimmenimitator Elmar Brandt kurzzeitig Dauergast in den Charts. Das ließe sich munter fortsetzen – aber wen interessiert das Gestern, wenn Gegenwart und Zukunft so viele spannende Projekte zu bieten haben?

Zum einen gibt’s da das Musiknetzwerk Trier, das Kernbach vor fünf Jahren mitgründete – er ist auch 1. Vorsitzender des Vereins, der sich als wichtige Anlaufstelle für Musiker und Bands aus der Region versteht. Auch, weil gerade Rock- und Popmusiker längst keine vergleichbare Lobby haben wie Kulturschaffende aus anderen Bereichen.

Eine aktuelle Mission von Kernbach und des Musiknetzwerks: Dafür sorgen, dass die Probenraumsituation in Trier und Umgebung nicht noch schlechter wird. Ein Probenraum-Keller hat gerade in Trier-West dicht gemacht, bei einem größeren Komplex in der Nähe des Hauptbahnhofs (Güterstraße) ist die Zukunft ungewiss. Grund genug, selbst was anzupacken: „Wir haben uns im Industriegebiet Trier-Euren zwei Bungalows angeschaut, die nicht mehr als Wohnhäuser genutzt werden können und die wir in Proberäume umwandeln wollen.“ So könnten dort kurzfristig sechs, mittelfristig bis zu zwölf Probenräume entstehen.

„Wir wollen neue Möglichkeiten schaffen“, sagt Kernbach. „Wir denken auch über eine Demo in der Trierer Innenstadt nach, mit der wir auf die fatale Raum-Situation der freien Musikszene in Trier aufmerksam machen. Es gibt für Orchester, Theater und Tanz Geld und Platz – aber wir drängen uns immer durch die Heizungskeller. Da muss die Situation einfach besser werden.“ Die „unterhaltende Demo“ solle dann auch Spaß machen – den Demonstrierenden und den Passanten. „Das soll so aussehen, dass die Bands überall in der Innenstadt proben – damit man drüber stolpert und sieht, was Sache ist“, sagt Kernbach, der mit dem Netzwerk auch jährlich am 23. Dezember das Tefftival ausrichtet – zu Ehren des 2011 gestorbenen Trierer Rockmusikers Helmut „Teff“ Steffgen. Das Festival findet in der Tufa statt - das Musiknetzwerk ist auch unter dem Dach der Tufa organisiert.

Auch ein anderes Projekt, das Kernbach schon länger auf seiner Agenda hat, nimmt Konturen an: Das nennt sich iPop (www.initiative-pop.eu) und will Musiker in der gesamten Großregion verbinden und professionalisieren: Und zwar über gezielte Seminare und Workshops, die nicht nur für Rock- und Popmusiker interessant sein sollen, wenn es nach Kernbach geht. „Pop ist der Klebstoff, aber Zielgruppe für die Workshops ist die gesamte Kreativwirtschaft.“ Management, Selbstorganisation, Marketing, Videoschnitt, Tonaufnahmen – da soll es eine große Themenvielfalt geben. Kernbach hatte zuvor im Auftrag des Vereins „Kulturraum Großregion“ und des Bildungsministeriums eine Machbarkeitsstudie zum Thema Popmusik-Ausbildung in der Region vorgelegt. Eine Popakademie wie etwa in Mannheim mit festen Studiengängen wird es aber nicht geben.

„2019 wird ein Pilotjahr für uns“, sagt Kernbach. Dann sollen die ersten Workshops angeboten werden, Rheinland-Pfalz und das Saarland sollen dann mit im Boot sein. Er ist noch auf der Suche nach weiteren Partnern. „Und der politische Wille muss da sein“, sagt er. Der Bedarf sei da, findet Kernbach – auch, weil sich die Musikszene in den letzten Jahrzehnten radikal verändert hat. Popmusiker seien heute „mehr denn je von ihren Fähigkeiten abhängig, den Einstieg als Unternehmer in den Musikmarkt selbst zu managen“: Die Tonträgerverkäufe sind massiv zurückgegangen, viele Bands spielen Konzerte, ohne Gagen zu erhalten. Und von den Streaming-Plattformen gebe es praktisch keine Tantiemen. Es gebe also viel zu tun.

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