Michael Patrick Kelly Eine Glocke aus Kriegsschrott klingt für den Frieden

Saarburg · Trotz der Pandemie versucht die Kulturgießerei in Saarburg, ihrem sozio-kulturellen Anspruch und Auftrag gerecht zu werden. Mit einer virtuellen Vernissage eröffnet sie deshalb am heutigen Freitag die Ausstellung #PeaceBell im Museum Glockengießerei Mabilon. „Wir nehmen Corona als Herausforderung“, sagt Geschäftsführerin Anette Barth.

 Michael Patrick Kelly baut seine Friedensglocke in Saarburg auf. Er hat sie eigens aus Kriegsmaterial gießen lassen.

Michael Patrick Kelly baut seine Friedensglocke in Saarburg auf. Er hat sie eigens aus Kriegsmaterial gießen lassen.

Foto: Dirk Tenbrock

Die Ausstellung, deren Eröffnung heute um 19 Uhr über den Youtube-Kanal des Hauses zu sehen ist, steht im Rahmen des Projekts „Demokratie leben!“. Als #HumanDignity präsentiert sie neben der Glocke auch grafische Arbeiten des Musikers und Universalkünstlers Michael Patrick Kelly, Mitglied der berühmten Band Kelly Family.

Den Anstoß zu dieser Ausstellung dazu gab Christine Raglewski aus Freudenburg, nachdem sie das Konzert von Michael Patrick Kelly vor der Porta in Trier besucht hatte. Dort hält der Künstler, der sich auch in der Friedensbewegung engagiert, seit einigen Jahren jeweils eine Schweigeminute für den Frieden ab, die er mit der Peace Bell einläutet.

Die 800 Kilogramm schwere Bronze-Glocke hatte der Künstler für diesen Zweck eigens aus Kriegsschrott im münsterländischen Gescher gießen lassen und führt sie seit 2018 auf seinen Konzerten mit sich, weil er als gläubiger Mensch und Pazifist das Bibel-Zitat „Schwerter zu Pflugscharen“ reell beherzigen wollte. Ihn hatte geschockt, dass in den beiden Weltkriegen Kirchenglocken für die Rüstungsproduktion eingeschmolzen worden waren, diesen Prozess wollte er mit künstlerischen Mitteln quasi umkehren.

Und da kommt Raglewski ins Spiel. Sie stellte eine Verbindung von Kellys Engagement mit der  Friedensarbeit der Kulturgießerei her und stieß zusammen mit Anette Barth das Projekt in Saarburg an. „Einen passenderen Rahmen als die alte Glockengießerei, die Friedens- und Integrationsarbeit macht, kann es nicht geben“, sagen Barth und Raglewski unisono. Nur eine Randnotiz, aber dennoch erschreckend scheint, dass diese Arbeit schon die Aufmerksamkeit von Demokratiefeinden am rechten Rand erregt hat. Aufkleber der faschistischen Identitären Bewegung „zierten“ schon den Eingangsbereich des soziokulturellen Zentrums am Saarburger Staden. „Das ist nochmal ein zusätzlicher Ansporn, unsere Arbeit für die Menschenwürde fortzusetzen“, sagt Barth lakonisch dazu.

In der Ausstellung wird neben der Original-Glocke, deren Klöppel sinnigerweise ein komplettes Maschinengewehr vom Typ G3 darstellt, auch deren Entstehung und Botschaft multimedial aufbereitet.

 Die Ausstellung #PeaceBell ist virtuell oder je nach Pandemie-Lage auch persönlich bis zum 31. Juli zu sehen. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.museum-glockengiesserei-mabilon.de

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