Minimalistische Klänge

Das 5. Symphoniekonzert der Trierer Philharmoniker unter Franz Brochhagen im Theater brachte unter anderem eine Uraufführung und den umjubelten Auftritt von vier Saxofon-Solisten. Musikalisch hinterließ das Programm einen zwiespältigen Eindruck.

 Vier Saxofonisten bereichern das Orchester. TV-Foto: Hans Krämer

Vier Saxofonisten bereichern das Orchester. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Zum 125. Todestag von Richard Wagner am 13. Februar und im Zusammenhang mit dem "Ring Projekt Trier" schrieb Ralf Soiron, Repetitor am Theater Trier, eine Orchesterfassung eines Klavierwerks von Wagner. Soiron hat die "Albumblätter" geschickt und kongenial instrumentiert, und die Philharmoniker, vor allem deren tiefes Blech, gaben ihr Bestes. Aber das Stück ist doch über weite Strecken musikalisch recht belanglos und läuft hier und da sogar Gefahr, ins Schnulzenhafte abzugleiten. Maurice Ravels viersätzige Suite "Le Tombeau de Couperin" ist eine Hommage des Komponisten an die französische Musik des 18. Jahrhunderts, speziell an Francois Couperin (1668-1733). Es gelang Ravel meisterhaft, den Geist der barocken Musiksprache in seine Zeit zu übersetzen. Und was machte Franz Brochhagen daraus? Von französischer Eleganz war meist keine Spur, und wo die Musik tänzerisch geprägt ist, klang es eher steif oder unbeholfen stolpernd. Insgesamt könnte man sagen: Die Noten sind alle da, aber wo ist die Musik? Schade. Und dann The Raschèr Saxophone Quartet. Viele zeitgenössische Komponisten haben Stücke für das Quartett geschrieben, so auch der amerikanische Minimalist Philip Glass. Sein "Concerto for Saxophone Quartet" wurde von den Raschèrs 1995 uraufgeführt. Formal lehnt sich das viersätzige Werk bewusst an das barocke Concerto grosso an. In den Minimalismus muss man sich zumindest kurz einhören. Die Musik hat oft etwas Wiegendes, Wellenartiges. Knappste Tonfolgen werden ständig wiederholt, ohne dass es eine motivische Entwicklung gibt. Auch harmonisch und rhythmisch entwickelt sich eigentlich nichts. Aber bei offenem Ohr kann einen diese Musik dennoch in ihren Bann ziehen. Die hohe Kunst der vier Saxofon-Solisten kam vor allem im ruhig-elegischen dritten Satz des Glass-Stücks zur Geltung. Das Spiel von Tenor-, Sopran-, Alt- und Bass-Saxofon war einfach von berückender Schönheit. Und die Virtuosität des Quartetts, aber auch des Orchesters, war im zweiten und vor allem im vierten Satz gefragt und wurde überzeugend belegt. Die oft jazzartige, elektrisierende Rhythmik verlangte den Ausführenden viel ab, und der jubelnde Applaus des Publikums war der Dank für eine wirklich erstklassige Leistung. Als Zugabe spielte das Quartett ebenso beeindruckend eine Fuge aus Bachs Wohltemperiertem Klavier. Vieles von dem, was zur Ravel-Interpretation der Philharmoniker unter Franz Brochhagen gesagt wurde, trifft leider auch auf Robert Schumanns Symphonie Nr. 1 in B-Dur, die sogenannte "Frühlingssymphonie", zu. Über weite Strecken klang das Ganze recht zusammenhanglos, lieblos, manchmal sogar ruppig. Kaum einmal erkannte man einen musikalischen Bogen, und allzu oft überdeckte das viel zu dick und forciert spielende Blech die Streicher und Holzbläser. Ein zwiespältiges Konzerterlebnis, aber als Haupteindruck bleibt die überragende Leistung des Saxofon-Quartetts.

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