Mit aggressivem Unterton

New Yorker Jazz in der Tufa Trier. Rund zweihundert Zuschauer erlebten nach anfänglichen Hürden beim von Jazz-Club Trier, Jazzclub Euro-Core und Tufa gemeinsam veranstalteten Konzert eine mitreißende musikalische Konversation vierer Virtuosen.

Trier. (ae) Nicht ganz glücklich gestaltet sich der Beginn des Konzerts des Lew Soloff Quartets. Wer pünktlich zum Beginn um 20.30 Uhr zur Tufa kommt, muss noch eine halbe Stunde draußen warten. Grund: Verzögerung des von den Musikern vom Nachmittag auf den Abend verschobenen Soundchecks. Auch als es endlich losgeht, läuft noch nicht alles rund. Soloff verlässt die Bühne Richtung Technik, weil er sich aus seiner Box nicht hört, und die anderen unterbrechen brüsk ihr Spiel, weil eine Kamera aufblitzt. Ein wenig Weltstar-Arroganz trübt den Genuss eines Abends, der musikalisch gesehen schon eine Klasse für sich ist. Lew Soloff (Trompete), Billy Hart (Schlagzeug), Jean-Michel Pilc (Klavier) und Francois Moutin (Bass) treten als Individualisten mit enormer Ausdruckskraft in eine dramatische Interaktion. Sie führen ein musikalisches Gespräch, in dem sich Spannung aufbaut und Energie entlädt. Ekstatische Passagen wechseln mit melodischen, fast zarten Sequenzen voller romantischer Innerlichkeit, bei denen man eine Stecknadel im Saal fallen hören kann. Jeder der Musiker leistet sich seine Portion Extravaganz. Soloff streut manchmal provozierend einfache Melodiehäppchen oder gerne langgezogene Töne ein. Pilc hämmert mit einem zuweilen aggressiven Unterton Akkorde gegen den Rhythmus. Genial und bis zur Erschöpfung verausgabt sich Francois Moutin am Bass. Welche Titel das Quartett spielt, bleibt leider verborgen, denn im Rausch seines Tuns verzichtet es auf jede Ansprache seiner Zuhörer. Das Publikum aber zeigt Stil und belohnt die klasse Musik mit kräftigem Applaus.

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