Mit Augenzwinkern

LUXEMBURG. Das Ensemble "Armonico Tributo Austria" ist ein Erlebnis. Im Kammermusiksaal der Philharmonie musizierte es Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts wunderbar lebendig und dazu schlichtweg perfekt.

Eine Augenweide, dieses Instrumentarium! Die Truhenorgel aus dunklem Holz mit geschmackvoll-schlichten Ornamenten, die stilvoll auf einem Stuhlkissen platzierten Flöten, das einmanualige Cembalo mit dem idyllischen Landschaftsgemälde auf der Deckel-Innenseite, Barockgitarre, Violone (Kontrabass) und nicht zuletzt Trommel und anderes Schlagwerk. Vielfalt und Schönheit. Lebendiges, organisches Musizieren

Und auf diesen Instrumenten und etlichen mehr entfaltet sich ein Musizieren, wie es lebendiger und organischer kaum mehr sein kann. Das Instrumentalensemble "Armonico Tributo Austria" gibt den Kompositionen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts ihre beeindruckende Vielfalt zurück. Und distanziert sich dabei von angedrehter Hektik, akademischer Blässe oder zackiger Disziplinierung. Leiter Lorenz Duftschmid sitzt an der Bassgambe mittendrin und strahlt eine gelassene Musizierfreude aus, die alle Musiker ansteckt und das Publikum im ausverkauften Kammermusiksaal der Philharmonie dazu. Hinter dem Titel "Arie Viennese" verbirgt sich mehr als nur ein lokaler Stil-Verschnitt. Spanische, italienische, deutsche, österreichische und nicht zuletzt türkische Stilelemente klingen in den Kompositionen von Johann Kaspar Kerll, Johann Heinrich Schmelzer, Georg Muffat, Heinrich Ignaz Franz Biber und dem heute völlig unterschätzten Johann Joseph Fux auf. Und so, wie sie solche Anklänge realisieren, so verleihen die Musiker von "Armonico Tributo Austria" auch den zahlreichen außermusikalischen Bezugnahmen Sinnfälligkeit - dem "Tanz der Verrückten" (Schmelzer), dem "Lamento der Verwundeten" (Biber), sogar der "unzertrennlichen Freundschaft" von Muffat. Ein musikalischer Bilderreigen - aber einer voller Hintergründigkeit, farbkräftig, subtil, ironisch und, bei Schmelzers Lamento auf den Tod von Kaiser Ferdinand III., mit einer augenzwinkernd gebrochenen Trauer. - Allgemeiner Jubel.

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