Mit der Urgroßmutter zurück in die Heimat

Trier · "Back to the roots" - zurück zu seinen Wurzeln kehrt der aus Trier stammende Fotograf York Wegerhoff. Nach seinen fotografischen Kurzgeschichten "Berlin #" hat er sich jetzt auf seine Heimatstadt an der Mosel besonnen. Seine "Trierlogie #" ist derzeit in der Tufa zu sehen.

 Was will sie mir wohl sagen? Ein Besucher vor einem Foto von York Wegerhoffs Großmutter Klara Zirvas. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Was will sie mir wohl sagen? Ein Besucher vor einem Foto von York Wegerhoffs Großmutter Klara Zirvas. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: (g_kultur
 York Wegerhoff. Foto Anna Szuszinski

York Wegerhoff. Foto Anna Szuszinski

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Trier. In seinen Träumen kehrt sie immer wieder, die Stadt seiner Kindheit. Mögen sich dabei auch die Bilder überlagern, es bleibt doch immer dieselbe, aus der Zeit und ihren realen Bezügen losgelöste Traumlandschaft. Die Rede ist von Trier, wo York Wegerhoff 1975 geboren wurde.
In Fotografien, in denen sich die Bilder ebenso überlagern wie in seiner Erinnerung, hat er jetzt seine Traumbilder sichtbar gemacht. "Sie sind eine innere Gegend, die der Zeit und dem Raum entrückt ist und doch unumstößlich erkennbar bleibt", berichtet Wegerhoff über die Doppelbelichtungen seiner fotografischen Erzählung "Trierlogie #", die derzeit in der Tufa zu sehen ist. Nach einem vergleichbaren Projekt über seine Wahlheimat Berlin besinnt sich der Fotograf nun auf seine Heimat Trier. Die hat er mit 20 Jahren verlassen, um in die Hauptstadt überzusiedeln, wo er bis heute lebt und eine Ausbildung zum Fotografen absolvierte.
Als eine Reise zurück zu den Wurzeln und einen Akt der Selbstfindung mag man Wegerhoffs Projekt verstehen. Führt es den Fotografen doch nicht nur zurück in seine alte Heimat, sondern weiter in die Familiengeschichte. Ganz sicher ist es auch die Heimkehr aus der Fremde, zurück an einen Sehnsuchtsort, die Wegerhoff hier ins Bild setzt.
Auch wenn seine Rückkehr gewiss weit unaufgeregter verlief, so vergleicht er seine Ankunft in Trier doch mit der Situation seiner Urgroßeltern, die in der "Trierlogie #" in alten Fotos präsent sind. Nach der Zwangsevakuierung durch die Nazis waren sie 1945 in die Stadt zurückgekehrt. Als Zeitzeugin berichtet Wegerhoffs Urgroßmutter Bertha Zirvas in einem Interviewtext in der Ausstellung von ihrer beschwerlichen Heimkehr.
Als Sinnbild seiner mehrteiligen Arbeit bezeichnet der Fotograf eine Mauer an der Rückseite des Simeonstifts, deren Steine die Bautätigkeit unterschiedlicher Epochen aufzeigen. Wegerhoffs Trierlogie-Fotos führen ins nächtliche Trier mit seinen mit Graffiti bemalten Unterführungen und malerisch angestrahlten antiken Stätten ebenso wie zum Fluss.
Alles in allem ist das Projekt der Heimkehr in mehreren Etappen durchaus schlüssig angelegt. Und doch will sich nicht wirklich eine dichte Verbindung zwischen den Texten und den Fotos einstellen. Das mag zum Teil am Raum liegen, der die Abteilungen der Erzählung verwirrend auseinanderreißt. Jedenfalls entstehen beim Betrachter keine in sich geschlossenen Kurzgeschichten, die sich zu einem Ganzen verbinden, sondern kaum mehr als beliebige Bildreihen. Zudem überzeugt auch die gestalterische Qualität der Fotos nicht immer. Zu den eindrücklichsten Bildern gehören das Unterführungsfoto und die historischen Aufnahmen. Man bleibt ein wenig unbehaust in dieser Heimkehr. Wirklich ergreifend lesen sich dagegen die Zeitzeugentexte der Heimkehr, die Erzählungen von Bertha Zirvas. Sie haben geradezu literarische Qualität.
Die Schau ist bis 30. April zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs, freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 17 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Telefon: 0651/7182410, <%LINK auto="true" href="http://www.tufa-trier.de" text="www.tufa-trier.de" class="more"%>

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