Mit Hossa zur Fiesta

Die ultimative Schlagerparty feierten 1400 bestens aufgelegte Besucher des vom Trierischen Volksfreund präsentierten Konzerts von Dieter Thomas Kuhn im Amphitheater. Der Trierische Volksfreund präsentierte das Konzert.

Trier. Der Föhnfrisur-Barde und seine Kapelle servierten alle nur irgend mitsing- und tanzbaren deutschsprachigen Ohrwürmer der letzten dreißig Jahre. Die Party geht schon am Eingang los: Gewandet in Schlaghosen, Perücken, Sonnenbrillen und Schlapphüte stürmen Gruppen gut gelaunter Leute ins Amphitheater. Farbe ist Trumpf, angesagt ist kunterbunter 70er-Jahre-Mix, einer setzt seine Strahlkraft sogar im blendend neongrünen Las Vegas-Anzug in Szene. "Hossa, der Schlager lebt!" oder "Dieter, wir lieben Dich" rufen die Fans und schwenken dabei das unverzichtbare Flower-Power-Accessoire des Abends, die Sonnenblume. Dabei bahnen sie sich einen Weg nach ganz vorne, wo ein Laufsteg hautnahen Kontakt zum Schlagergott verspricht. Der lässt ein bisschen auf sich warten, weil, wie man später erfährt, ein Mitglied der Kapelle auf Kontaktlinsen-Suche ist. Die Wartezeit verkürzt sich das mehrere Generationen umspannende Publikum mit Warmsingen, beste Voraussetzung dafür, nahtlos in die Auftakt-Töne von "Musik ist Trumpf" einzustimmen, die das Kommen des Meisters schließlich einläuten. Der steigt direkt mit einer rasanten Sambaversion von "Quando, quando, quando" ein, was den Kessel des Amphitheaters augenblicklich zum Kochen bringt. Im gelben Anzug überstrahlt Dieter Thomas Kuhn sein Publikum, das mit Lob an seiner Erscheinung nicht spart: "Du hast die Haare schön, Dieter!" Dieter seinerseits gibt charmant Komplimente an die Trierer zurück, rühmt mit einem Blick auf Dekolletés prächtige Aussichten. Dann legen er und seine Kapelle richtig los. Säbeltänze im römischen Rund

Die Kapelle, das sind sieben Gestalten mit schrägen Frisuren und pinkfarbenen Rüschen, die später als verhinderte Piloten oder halbblinde Kontaktlinsenträger vorgestellt werden. Musikalisch sind sie allemal, dazu auch sportlich. Denn zu Titeln wie "Fiesta Mexikana" oder "Tanze Samba mit mir" absolvieren sie auf der Bühne je das wöchentliche Joggingpensum eines deutschen Normalbürgers. Genauso kräftig in Bewegung ist das Publikum, das zu "Griechischer Wein" Sirtaki tanzt oder zum mit "Puff, Paff"- Rufen gewürzten "Dschingis Khan" fast so etwas wie Säbeltänze hinlegt. Zwischen atemlosen Versionen von "Über den Wolken" oder "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben", bei denen Kuhn vom großen "Publikumschor" tatkräftig unterstützt wird, gibt's auch die eine oder andere nachdenkliche Sekunde, in der der Meister ganz persönlich wird: "Ich hatte eine schwere Kindheit!" "Ooaah!", echot die Menge, um dann den Grund für die Misere zu erfahren: Jung-Dieter habe eine Mundharmonika statt der ersehnten E-Gitarre geschenkt bekommen. Klar, dass dann das Lied vom "Jungen mit der Mundharmonika" folgt. Witzige Überleitungen dieser Art steigern den ohnehin gigantischen Spaßfaktor um ein Vielfaches und schaffen einen direkten Draht zwischen Sänger und Zuhörern, der durch ein Bad in der Menge schließlich unzerreißbar wird. Neben einem Feuerwerk aus Schlager-Evergreens wie "Die kleine Kneipe" oder "Michaela" brennt die Band als Teil ihrer leuchtenden Bühnenshow auch Pyrotechnisches vor Sonnenblumenhintergrund ab. So macht Schlager Spaß, muss sich, angesichts sich in rhythmischen Zuckungen verselbstständigenden Gliedmaßen, auch der weniger eingefleischte Freund solchen deutschen Liedguts eingestehen. Nicht umsonst muss Dieter Thomas Kuhn etliche Zugaben geben. Zum rauschenden Ende der Party lässt er sich gar im Boot über die Köpfe reichen. Schlager ist eben eine Welle, auf der gut reiten ist.

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