Mit Jubel in die Sommerpause

Mit einer heftig bejubelten Aufführung der Oper "Turandot" ist die Saison des Trierer Theaters am Sonntagabend zu Ende gegangen. Intendant Gerhard Weber zeigte sich mit dem Gesamtverlauf zufrieden. Unterdessen kristallisiert sich heraus, dass die Großsanierung des Theaters länger auf sich warten lässt als angenommen.

 Großes Publikums-Interesse bei „Turandot“ mit Vera Wenkert und Keith Ikaia-Purdy. TV-Foto: Friedemann Vetter

Großes Publikums-Interesse bei „Turandot“ mit Vera Wenkert und Keith Ikaia-Purdy. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Stellenweise glich die Spielzeit einer Achterbahnfahrt: Es gab etliche Höhepunkte, aber auch den heftigen Absturz mit der Absage der Antikenfestspiele. Weiter auf Konsolidierungskurs ist das Musiktheater. Es gab zwar mit "Hoffmanns Erzählungen", "Lucia di Lammermoor" und "Mahagonny" ursprünglich nur drei Opern-Produktionen, aber deren musikalische und szenische Qualität konnte meist überzeugen. Als sicherer Publikumserfolg ging "Anatevka" über die Ziellinie, als sensationeller Publikums-Hit erwies sich das "Piaf"-Ballett. Das Schauspiel punktete mit solide gearbeiteten Klassikern und der pfiffigen "Männer"-Revue. Und im Studio gab es mit "Das wundervolle Zwischending" endlich mal wieder ein richtig erfolgreiches zeitgenössisches Stück eines jungen deutschen Autors.

Künstlerische Flops waren nicht zu verzeichnen. Stolz ist der Intendant auch darauf, dass sein Haus die Festivals "Transfrontalier" (Tanz) und "Mensch am Limit" (Neue Musik) stemmen konnte - trotz arg begrenzter finanzieller Mittel.

Aktuelle Besucher-Zahlen liegen laut Weber noch nicht vor. Die Frage ist, wie sich der Ausfall der Festspiele letztlich auf die Publikums-Bilanz auswirkt. Das Theater hatte mit dem Extra-Programm "Blendende Aussichten" mächtig um seine Zuschauer gekämpft. 24 Zusatz-Vorstellungen im großen Haus und 19 im Studio hat der Intendant gezählt.

Die beiden Neu-Produktionen "Turandot" und "Comedian Harmonists" erwiesen sich dabei als Knaller. Aber bei den zahlreichen "Revivals" erfolgreicher Repertoire-Stücke wie der Operette "Im weißen Rössl" zeigte sich einmal mehr die Abneigung der Trierer gegen Wideraufnahmen. Oft war das Haus nicht einmal halb gefüllt.

Dafür strömte das Publikum massenhaft zu den kleinen Rahmenprogrammen im Theatergarten, die sich zu einem regelrechten Geheimtipp mauserten. Konsequenz: Weber will auch im nächsten Jahr im Juni seinen "Hinterhof" öffnen.

Von einem Beginn der groß angelegten Theater-Sanierung mit einem Gesamt-Kostenvolumen von 20 Millionen Euro ist für 2010 inzwischen keine Rede mehr. Gerhard Weber geht sogar davon aus, dass die erforderliche zeitweilige Schließung des Hauses erst im Jahr 2012 ansteht. Die Frage ist nur, ob die Aufsichtsbehörden angesichts der unübersehbaren Baumängel so lange stillhalten.

Aus Stadtratskreisen mehren sich unterdessen die Stimmen, noch einmal über die Option eines Neubaus an anderer Stelle nachzudenken. Hintergrund: Die Sanierung an Ort und Stelle könnte so teuer werden, dass ein Neubau nur unwesentlich mehr kosten würde.

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