Mit leisen Tönen für atemlose Stille sorgen

"Wir kommen alle aus verschiedenen Kulturen und sprechen doch eine gemeinsame Sprache: die Musik": So stellte sich Giora Feidman im Trifolion in Echternach seinem Publikum vor und füllte es mit dem Geist des Klezmer.

Echternach. ´ Solch eine Kulisse wünscht sich jeder Konzertveranstalter. Ein ausverkauftes Haus und annähernd 600 erwartungsvolle Gäste. Im Echternacher Trifolion war so etwas zu erleben. Angesagt hatte sich Giora Feidman, dessen Name wie kein anderer mit der Klezmermusik verbunden ist.

Er war zusammen mit dem Kontrabassisten Guido Jäger, dem Gitarristen Jens-Uwe Popp und dem türkischstämmigen Percussionisten Murat Coskun nach Echternach gekommen, um seine neueste CD "The Spirit of Klezmer" zu präsentieren.

Der Abend war aber mehr als nur eine umsatzfördernde Maßnahme, die sich am Ende finanziell rechnen sollte. Feidman hat seinem Publikum etwas zu geben, hat seinen Zuhörern etwas zu erzählen, und Feidman ist nach wie vor ein Musiker, der sein Instrument meisterhaft beherrscht. Ob er die Klarinette nun in einem Pianissimo spielt, das so leise ist, dass man glaubt, er spiele in einem anderen Raum, oder ob er Töne in einer Länge anhält, die dem Beobachter die Luft wegbleiben lässt. Feidman beherrscht diese Techniken. Er und seine Partner nahmen mit den leisen Tönen das Publikum gefangen, schafften eine atemlose Stille, in der man teilweise nur noch das leise Rauschen der Klimaanlage hören konnte.

Aber neben aller Brillanz, mit der der 73-Jährige beeindrucken konnte, waren es doch die Botschaften, die letztlich dem Abend den unverwechselbaren Charakter verleihen. Feidman stellte die Frage in den Raum, warum es zwischen den Israelis und den Palästinensern einen Krieg gibt, den eigentlich keiner aus der Bevölkerung will. Dann spielte er eine Nummer, in der die israelische und die palästinensische Hymne miteinander verquickt waren, und es war, als wolle er sagen: "Seht her, so einfach ist es mit dem Frieden!"

Bestimmend war ein melancholischer Grundton, in dem man aber nicht gefangen blieb. Immer wieder leuchtete die Hoffnung, die Befreiung auf. Es war eben der Geist des Klezmer, der durch das Trifolion wehte.

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