Mit Liebe zum Detail

Luxemburg · Die Solistes Européens Luxembourg (SEL) schwingen sich zu immer höheren Leistungen auf. Liegt es am neuen Chefdirigenten Christoph König?

Luxemburg. Als das Publikum beim jüngsten Konzert der SEL in die Pause entlassen wurde, war man sich einig. Schade, dass es von der 10. Sinfonie von Franz Schubert, D 936a, nur Fragmente gibt und gut, dass der Italiener Luciano Berio sich daran gemacht hat, diese Fragmente zu "restaurieren", sie in seine Komposition "Rendering" einzuarbeiten. Das, was Berio gemacht hat, erinnerte in der Luxemburger Philharmonie tatsächlich an ein restauriertes Fresco. Vorhandene Passagen aus der Feder Schuberts erklangen farbenprächtig und zeigten an, welch eine Weiterentwicklung seiner sinfonischen Sprache Schubert anstrebte. Dazwischen immer wieder die weißen Flecken, manchmal mit leichten (Klang-)Farbspuren, wie sie vom Original hätten sein können. Mit seiner modernen Tonsprache hat Berio den Putz, um im Bild zu bleiben, geglättet und zauberhafte Übergänge geschaffen.
Wenn dieses Werk von 1989 so mitreißend sein konnte, war das zum einen seinen Schöpfern zu danken, zum anderen aber den SEL unter der Leitung von Christoph König, die in exquisiter Weise dieser Sinfonie Gehör verschafften. Aber sie setzten noch eins drauf, krönten den Abend noch mit der Sinfonie Nr. 2 von Johannes Brahms. Der Komponist sagte über die Uraufführung, das Orchester habe "mit Wollust gespielt". Den SEL hätte er Gleiches bescheinigt. Welche Kraft, welche Schönheit ließ König in dem großen Saal erklingen. Mit welch großer Liebe widmeten sich die Musiker auch den Details. Das war Brahms in schönster Ausdeutung, gespielt von einem Orchester, das dieses Werk verinnerlicht hatte. gkl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort