Mit Raffinesse zum Hochgenuss

TRIER. Glücksgriff, Höhepunkt, Hochgenuss – das zweite Konzert der Reihe Jazz im Brunnenhof forderte Superlative geradezu heraus. "Diagonal", die französische Formation um den Bandleader, Komponisten und Pianisten Jean-Christoph Cholet begeisterte mit über die Maßen originellem, individuellem und innovativem Sound.

 Sorgte beim zweiten Konzert der Reihe "Jazz im Brunnenhof" für musikalischen Hochgenuss – die französische Formation "Diagonal" um den Pianisten Jean-Christoph Cholet (links). Foto: Anke Emmerling

Sorgte beim zweiten Konzert der Reihe "Jazz im Brunnenhof" für musikalischen Hochgenuss – die französische Formation "Diagonal" um den Pianisten Jean-Christoph Cholet (links). Foto: Anke Emmerling

Einen besonderen Akzent in der vom Kulturbüro der Stadt Trier und dem Jazzclub Eurocore organisierten Konzertreihe "Jazz im Brunnenhof" setzte das Konzert von "Diagonal" schon vor seinem Beginn. Denn es war der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund gewidmet, der Heimatregion des Bandleaders Jean-Christoph Cholet. Dass es auch musikalisch Besonderes bieten würde, deutete Thomas Schmidt in seiner Einführung mit dem Hinweis auf das internationale Renommee der Musiker und den Umstand an, dass "kein Easy Listening" zu erwarten sei. Das traf glücklicherweise zu. Zurücklehnen und auf einen Rhythmus einschunkeln - Fehlanzeige! Stattdessen gab es Abwechslung und Überraschungen pur. Extravagant war schon die Besetzung aus Flügel, Akkordeon, Kontrabass, Schlagzeug und Blasinstrumenten von Tuba bis Saxophon, noch mehr aber das, was die Musiker damit zauberten: Einen fesselnden Sound, der virtuos mit einer Vielfalt von Einflüssen spielte. Musette und Tango-Einsprengsel zitierten französische Traditionen. Orientalisch anmutende Sequenzen ließen nordafrikanische Wurzeln ahnen, dann wieder schien eine Hommage an Maurice Ravel im Spiel zu sein. Freie Improvisationen und fulminante Soli wechselten mit dramatisch orchestralen Passagen. War man gerade auf den Rhythmus eines anfahrenden Zuges eingestellt, kam plötzlich der Wechsel in atemberaubenden Galopp. Das überbordende Temperament der Band war immer noch steigerungsfähig und entlud sich auch in mit viel Humor präsentierten aberwitzigen Dialogen der Instrumente, von denen jedes als Individuum auftrat, ob "geschwätzige" Posaune oder "knurriges" Saxophon. Ausgefeilte Raffinesse zeichnete das Konzert aus, und trotzdem wirkte es nicht "kopflastig", sondern transportierte die Seele inspirierenden, individuell-französischen Esprit.

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