Mit Stärken und Schwächen

Luxemburg · Johann Sebastian Bach ist der Komponist, mit dessen Musik sich jedes Orchester gerne schmückt. Seine Werke sind Meilensteine und Gradmesser. Auch und gerade für ein modernes Orchester wie die Solistes Européens Luxembourg bei ihrem jüngsten Auftritt in der Philharmonie.

Luxemburg. Die Solistes Européens Luxembourg (SEL) als barockes Kammerorchester? Gestern eine Beethovensinfonie und heute die Tonsprache eines Johann Sebastian Bach? Geht das? Ja, es geht, aber es ist schwierig. Chefdirigent Christoph König hatte für das jüngste Konzert in der Luxemburger Philharmonie drei der sechs Brandenburgischen Konzerte (1, 5 und 2) aufs Programm gesetzt. Die richtige Musik zur Vorweihnachtszeit. Aber man konnte auch deutlich hören, dass diese Musik nicht die des SEL ist. Es fehlte bei aller technischen Präzision die Lockerheit. Es gab zu viele ernste Gesichter, denen man die Mühe mit dem Notentext ablesen konnte.
Viele Kompromisse


Man hatte den Eindruck, dass vieles eine Kompromisslösung war. Stehende Spielweise nach alter Manier, aber ein modernes Instrumentarium. Das Cembalo in den Konzerten 1 und 2 per Lautsprecher verstärkt, nicht aber beim Fünften. Statt einer Blockflöte eine Querflöte im zweiten Konzert.

Weitgehend überzeugend war die Leistung der Solisten, allen voran der Oboist Katsuya Watanabe und die Geigerin Olga Pogorelova sowie der Flötist Imre Kovacs und Philippe Schartz als Trompeter. Schwächstes Glied in dieser Kette war Richard Siegel am Cembalo, dessen Treffsicherheit im fünften Konzert doch zu wünschen übrig ließ.
Und dann durfte man die SEL doch noch so erleben, wie man sie kennt. Als Einschub gab es zeitgenössische Kammermusik des Finnen Aulis Sallinen für Solocello und Streicher. Bei "Les Danses Nocturnes de Don Juan Quichotte" lebten die Musiker förmlich auf, es war eine helle Freude, ihnen zu folgen, wenn auch nicht ganz klar wurde, in welcher Beziehung dieses Werk von 1986 zu Bach steht.
Getragen wurde der Erfolg nicht zuletzt vom Solocellisten Alexander Kaganovsky, der die virtuosen Anforderungen dieser sehr tänzerischen Komposition glänzend erfüllte.
Am Ende gab es herzlichen Applaus der knapp 900 Zuschauer für einen Abend mit Schwächen, aber auch mit großen Stärken.