Mit Studentenplakaten in die neue Spielzeit

Trier · In einem reizvollen Kooperationsprojekt mit der örtlichen Hochschule hat das Theater Trier seine Plakate für die nächste Spielzeit gestalten lassen. Entstanden sind dabei vielfältige und originelle Arbeiten. Ob die studentischen Plakate allerdings die professionelle Plakatwerbung ersetzen können, erscheint fraglich.

 Die drei Preisträger des Plakatwettbewerbs des Theaters mit ihren Arbeiten: Jörg Kappes, Saskia Streit und Josefine Birtz (von links nach rechts)TV-Foto:Eva-Maria Reuther

Die drei Preisträger des Plakatwettbewerbs des Theaters mit ihren Arbeiten: Jörg Kappes, Saskia Streit und Josefine Birtz (von links nach rechts)TV-Foto:Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier. Werbeplakate sind ein kurzlebiges Geschäft. Eben mal drei bis fünf Sekunden gibt ihnen die Psychologie im Auge des Betrachters. Und doch sind sie enorm wichtig. Obwohl bislang niemand exakt weiß, wieviel Werbung nun wirklich bringt, steht fest: ohne Werbung geht gar nichts.
Das weiß auch das Theater Trier. In einem kulturpolitisch reizvollen Kooperationsprojekt hat das Haus nun notwendigen Werbeaufwand mit Bildungsförderung verbunden. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Gestaltung der Hochschule Trier wurde ein Wettbewerb ausgelobt, bei dem die Studierenden die Aufgabe hatten, Werbeplakate für die Produktionen der nächsten Spielzeit zu entwerfen. Die Themen wurden verlost. Ein Semester lang setzten sich die Studierenden des Fachs Illustration und Buchgestaltung mit ihrem zu illustrierenden Stück auseinander, legten sogenannte Mind Maps (Sammlungen von Schlüsselwörtern) als Grundlage für die Gestaltung an. Allesamt mussten sich die Motive zudem ins Corporate Design des Theaters einfügen lassen.
Jetzt liegen die Ergebnisse vor, die Preisträger sind gekürt. Der Erste mit 400 Euro dotierte Preis ging an Saskia Streit für ihre Illustration des Märchens "Hänsel und Gretel". Weitere Preisträger sind Josefine Britz (2. Preis, 300 Euro, Illustration von "Stabat Mater") und Jörg Kappes (3. Preis, 200 Euro, Illustration zu "Bunbury").
Die Zusammenarbeit mit der Hochschule sei ausgesprochen professionell und erfreulich verlaufen, lobt Intendant Karl Sibelius die Kooperation. Über den großzügigen Gestaltungsfreiraum, den die sparsamen Vorgaben des Theaters ermöglicht hatten, freut sich auch Henriette Sauvant. Die Professorin hatte gemeinsam mit den beiden Diplomdesignern Claudia Pomowski und Harry Alexander Morrison den Wettbewerb betreut. "Verrückt euch", der Slogan des Theaters war den Studierenden bei ihrer kreativen Arbeit gleichermaßen Weg wie Ziel. "Wir wollten etwas machen, was noch nicht da war", erklärt Sauvant.
Die 40 für den Druck ausgewählten Plakate zeigen tatsächlich eine große, lebendige Vielfalt an Ideen und Ausdruck. Allesamt erfüllen die Arbeiten wesentliche Anforderungen an ein gutes Plakat. Die Motive lenken den Blick unmittelbar aufs zentrale Geschehen. Die Graphik ist klar, die wenigen Farben sind meist ansprechend, aber nicht verwirrend bunt, die Textteile knackig kurz.
Weniger klar und plakativ ist in vielen Fällen die Bildsprache. Häufig wird das Geschehen nicht eindeutig auf den Punkt gebracht, so dass kaum erhellende Informationen erhält, wer das Stück nicht kennt. Wenig unmittelbar ist zudem oft der notwendige Wiedererkennungseffekt.
Auch wer mit dem Inhalt vertraut ist, muss in vielen Fällen zu sehr um die Ecke denken, um Assoziationen herzustellen. So wie bei jenem angeschimmelten Butterbrot, dessen beide Scheiben die Illustration zu "Jekill and Hyde" darstellen. Wobei die Schimmelecke für die Seite des Bösen steht. Ideal wären solche Arbeiten als Buchillustration innerhalb eines literarischen Textes.
Die 1,5 bis drei Sekunden, in denen die Botschaft eines Plakats erfasst werden soll, werden beim Verstehen solcher Arbeiten weit überschritten. Ungetrübte Freude herrscht bei der Siegerin. "Es hat mir viel Spaß gemacht, mir etwas Originelles für das bekannte Märchen auszudenken", sagt Saskia Streit. Die 22-jährige Studentin im 5. Semester aus Trier-Zewen würde später gern entweder im Game Design oder in einer Werbeagentur arbeiten. er

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