Mit vereinten Kräften zum Studioalbum

Ein neues Konzept ermöglicht es Bands, ein teures Projekt - wie zum Beispiel ein Studioalbum - zu finanzieren. Die Idee: Viele Unterstützer spenden kleine Summen, sie alle zusammen finanzieren das Vorhaben.

 Viele kleine Beträge reichen in der Summe für ein Studioalbum: So funktioniert Crowdfunding. Foto: iStock

Viele kleine Beträge reichen in der Summe für ein Studioalbum: So funktioniert Crowdfunding. Foto: iStock

Trier. Viele Hobbybands träumen davon, irgendwann eine Platte im Studio aufzunehmen. Doch die Kosten dafür gehen schnell in die Tausende. Bisher gab es nur zwei Möglichkeiten, diesen Traum zu finanzieren: Entweder man zahlte das Geld aus eigener Tasche, oder aber man fand eine Plattenfirma, die die Aufnahme finanzierte - ein schwieriges Vorhaben, denn Plattenverträge sind rar gesät.

Seit einigen Jahren etabliert sich ein neues Konzept: das sogenannte "Crowdfunding" (auf deutsch etwa "Gruppenfinanzierung"). Das Prinzip ist dabei immer ähnlich: Auf speziellen Internetseiten stellen Bands und Solokünstler sich selbst und ihr Musikprojekt vor. Dabei geben sie an, wie viel Geld sie für das Projekt - meistens ein Studioalbum - benötigen. Die Internetnutzer können dann einen Betrag für dieses Projekt spenden. Dieser fällt pro Spender gering aus, in der Summe aber können so mehrere Hundert oder Tausend Euro zusammenkommen.

Je mehr Spender sich für das Projekt entschließen, desto prominenter wird es auf der Plattform beworben. Das bedeutet: Es entwickelt sich eine Eigendynamik, die immer mehr Nutzer auf das Projekt aufmerksam macht. Kommen genügend Spenden zusammen, ist das Ziel erreicht und das Projekt finanziert. Von alleine funktioniert das aber nicht: Gerade unbekannte Musiker müssen ihren fehlenden Bekanntheitsgrad mit viel Initiative wettmachen. Und nur wer regelmäßig neue Videos, Bilder, Musik und Nachrichten in das Netzwerk einspeist, wird von der Fangemeinde beachtet und entsprechend unterstützt.

Mittlerweile gibt es einige dieser Crowdfunding-Plattformen. Die Internetseite artistshare.com, die im Jahr 2000 online ging, gilt als die erste und hat in den vergangenen Jahren mehrere Grammy-Preisträger hervorgebracht: unter anderem die Komponistin Maria Schneider sowie den Jazzpianisten Billy Childs. Etliche weitere Plattformen folgten. Die Bekannteste dürfte die Seite sellaband.com sein - ein niederländisches Unternehmen, das trotz seiner Popularität im Februar 2010 Insolvenz anmeldete und seitdem als GmbH mit Hauptsitz in München weitergeführt wird. Aber auch visionbakery.de, indiegogo.com oder fundbreak.com verfahren nach diesem Prinzip. Die Idee hat sich auch außerhalb der Musikszene ausgebreitet: Auf der Seite kickstarter.com können sich Fotografen, Maler und Modedesigner finanzieren lassen.

Die Modalitäten sind teilweise sehr unterschiedlich. Viele Plattformen setzen ein Zeitlimit, um das Ziel zu erreichen. Außerdem behalten einige von ihnen eine Bearbeitungsgebühr ein, und bei manchen Plattformen können Fans ihr Geld nicht zurück erhalten, falls ein Künstler sein Ziel nicht erreicht.

Deutsche Künstler erreichen Ziel



Trotz dieser Bedingungen ist die Finanzierung eines Albums durch eine Internetplattform verlockend - allein bei Sellaband sind momentan rund 4600 Künstler registriert. Doch nur ein Teil von ihnen erreicht tatsächlich das selbst gesetzte Ziel. Namhafte Künstler haben einen Startvorteil: So produziert gerade die Hip-Hop Band Public Enemy ein durch Sellaband finanziertes Album; und Jonathan Davis, Sänger der Nu-Metal-Band Korn, sammelt auf der gleichen Plattform Geld für ein DVD-Projekt.

Dass es aber auch unbekannte Musiker schaffen können, zeigen Beispiele aus Deutschland: Die erste deutsche Künstlerin, die ihr Ziel erreicht hat, war die Sängerin Tanja Wiles mit ihrem Soloprojekt Wildcat im November 2010. Wenige Wochen später folgte die Trierer Band My First Robot, die nun in den Vorbereitungen ihrer Plattenaufnahme steckt.

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