Moderner, frischer Jazz im kosmopolitischen Takt

Trier · International, frisch, dynamisch - diesen Eindruck hat das junge Jazz-Sextett des in Israel aufgewachsenen Bassisten Boris Mogilevski bei einem Konzert in der Trie rer Tufa hinterlassen. Sein moderner Jazz mit unterschiedlichen Einflüssen von Folklore des mittleren Ostens bis Rock begeisterte das Publikum.

Trier. Welch enormes kreatives Potenzial in der internationalen Jazzszene nachwächst, hat das vom Jazzclub Trier veranstaltete Konzert mit der Boris Mogilevski Band eindrucksvoll vor Augen geführt. Die Mitglieder des Sextetts leben zwar gerade alle in den Niederlanden, wo sie teils an den Jazz-Hochschulen Amsterdam und Rotterdam studiert haben, aber nicht zwei von ihnen teilen die selbe Nationalität. Bassist, Komponist und Bandleader Boris Mogilevski (Jahrgang 1986) ist in Israel aufgewachsen, Sängerin Emily Coomber in Neuseeland, Pianist Sri Hanuraga in Indonesien, Posaunist Efe Erdem in der Türkei, Drummer Francesco de Rubeis in Italien und Saxofonist Jasper van Damme in den Niederlanden. Der kosmopolitische Puls schlägt ganz deutlich auch in ihrer Musik. Zusammen mit hervorragendem Können und frischer unbändiger Freude am kreativen Ausdruck wird daraus ein echtes Hörerlebnis.
Mogilevskis Kompositionen, die Titel wie "Visions", "Mysteries" oder "Semantic Dreams" tragen, bestechen durch ungeheure Komplexität, verweben lyrische, folkloristische, klassisch anmutende und rockige Elemente. Sie spielen mit vertrackter Rhythmik, sich dynamisch steigernden dialogischen Improvisationen und zuweilen auch elektronischen Soundbasteleien. Gekonnt halten sie dabei die Balance zwischen vorgegebener Struktur und persönlichem Einfallsreichtum.
Oft sind die meist zart melancholisch gefärbten Ausgangsmotive der Tradition des Nahen und Mittleren Ostens entlehnt. Genauso taucht aber auch ganz Westliches auf, etwa in der intimen Piano- und Gesangsballade "Naomis First Steps", die fast aus dem American Songbook stammen könnte.
Die Musiker geben alles, spielen leidenschaftlich, aber auch punktgenau. Die Klangfarben der einzelnen Instrumente ergänzen sich aufs Harmonischste. Nach Zugabe und begeistertem Applaus ist die Qualität dieses Konzertes beherrschendes Gesprächsthema unter den etwa 50 Besuchern. ae

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