"Moment - das können wir besser"

TRIER. (gkl) Mit dem Cellisten Johannes Moser und dem Pianisten Henri Sigfridsson waren zwei junge Musiker nach Trier gekommen, die mühelos die Funken sprühen ließen, von der ersten bis zur letzten Note.

Es gibt immer wieder Konzerte, in denen man Künstler erlebt, die sich alle Mühe geben, technisch Erstklassiges leisten, und es trotzdem nicht schaffen, den berühmten Funken auf ihr Publikum überspringen zu lassen. Es gibt aber auch Konzerte, bei denen erklingen die ersten Töne und der Musikfreund weiß, wäre ich jetzt nicht hier, würde ich etwas verpassen. Veranstaltungen beider Arten sind selten - Gott sei dank und leider. Die Zuhörer im Kurfürstlichen Palais, die das Konzert der kammermusikalischen Vereinigung besuchten, erlebten eine Saisoneröffnung, die in die zweite Kategorie gehört. Spannungsgeladen, mit Witz und Geist, mit Elan und großer Sensibilität hauchten der Cellist Johannes Moser und der Pianist Henri Sigfridsson den Noten Leben ein, verwandelten sie in altbekannte und doch ganz neue Geschichten. Es war leidenschaftlicher Eifer, mit denen Moser und Sigfridsson sich der e-Moll Sonate op. 38 von Johannes Brahms und der g-Moll Sonate von Ludwig van Beethoven zuwendeten, es war fast schon jugendliche Ausgelassenheit, mit der sie Claude Debussys Sonate aus dem Jahre 1915 und Peter Tschaikowskys "Pezzo Capricioso" erklingen ließen. Das Ganze verbunden mit einer Selbstsicherheit, die bewunderungswürdig war. Was das exzellent zusammen arbeitende Duo hier begonnen hatte, setzte sich im zweiten Teil nahtlos fort und lieferte obendrein noch den Beweis, dass Moser ein ehrlicher Musiker ist. Waren da tatsächlich ein paar Unstimmigkeiten in der Schlusssequenz von Tschaikowsky? Und selbst wenn - wen hätte das unangenehm berührt? Moser auf jeden Fall störten sie und er brach den losbrandenden Applaus mit der Bemerkung "Moment, das können wir besser" ab, und flugs wurden die letzten Takte in nahezu halsbrecherischem Tempo noch einmal wiederholt. Ein Abend, der von tiefer musikalischer und menschlicher Sympathie geprägt war.

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