Konzert Carmina Burana im bunten Stilmix

Trier · Mosel Musikfestival: Trio Neuzeit und die Premiere im Club Toni am Domfreihof.

 Carmina Burana mal ganz anders: Das Trio Neuzeit aus Köln beim Auftritt im Rahmen des Mosel Musikfestivals im Trierer Club Toni am Domfreihof.

Carmina Burana mal ganz anders: Das Trio Neuzeit aus Köln beim Auftritt im Rahmen des Mosel Musikfestivals im Trierer Club Toni am Domfreihof.

Foto: Christoph Strouvelle

Carl Orffs Carmina Burana als Lounge-Musik: Die Vorstellung, dieses opulente Werk von lediglich drei Musikern zu hören, scheint zunächst abstrus. Und doch ist es dem Kölner Trio Neuzeit gelungen, mit ihren Carmina Variations genau dies im Rahmen des Mosel Musikfestivals bei der JTI Classic Lounge im Trierer Club Toni gekonnt umzusetzen. Martell Beigang am Schlagzeug, Andreas Hirschmann an den Keyboards und Thomas Falke am Kontrabass verwandelten Orffs Kantate vor knapp 100 Besuchern an Stehtischen und auf Loungemöbeln im Gewölbekeller in einen Mix aus verschiedenen Stilrichtungen. Orgeldominante Passagen erinnerten an die sphärischen Klänge von Alan Parsons Project. An anderen Stellen fesselten Schlagzeug und Kontrabass die Zuhörer durch Percussion-Einlagen. Das Lied des gebratenen Schwans, der sich in der Pfanne an seine Vergangenheit als stolzer umherschwimmender Vogel auf dem See erinnert, begann Neuzeit wie im Original klagend und wehleidig, wechselte aber schnell in einen Gute-Laune-Swing. Wobei gerade die Jazzelemente mit zahlreichen Improvisationen die Musik des Trios prägten. Und als die Musiker für einen Moment mit Handtrommel und Shaker mitten im Publikum Samba-Rhythmen anstimmten und die Besucher mitklatschten, schwebte ein Hauch von Brasilien durch den Club Toni. Hinzu kamen Reggae-Rhythmen und Hardrockbeats, bei denen das Keyboard die Gitarrenriffs imitierte: Das Trio Neuzeit kannte bei seiner Interpretation von Orffs Carmina Burana keine Genregrenzen. Das machte den Abend, der wegen der Illuminale auf dem benachbarten Domfreihof eine Viertelstunde später als vorgesehen begann, spannend und unterhaltsam.

Ganz ungestört war der Musikgenuss leider nicht. Im hinteren Bereich der Lounge nutzten einige Zuschauer die ungezwungene Club-Atmosphäre des Konzerts zum Dauergespräch, was gerade in den leisen Passagen des Abends etwas störte. Doch waren die Besucher trotz dieser kleinen Einschränkung begeistert von Neuzeit. Langanhaltender Applaus belohnte das Trio für eine formidable Vorstellung.

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