Mosel Musikfestival „Es hat mich berührt bis zum Herzklopfen“

Finale beim Mosel Musikfestival 2021: Das Schlussprogramm bietet etwas nie Dagewesenes.

 Szene aus der Produktion „Hear Eyes Move. Dances with Ligeti“.

Szene aus der Produktion „Hear Eyes Move. Dances with Ligeti“.

Foto: Bohumil KOSTOHRYZ

Zum Abschluss der Saison 2021 setzt das Mosel Musikfestival 2021 einen neuen Akzent. Der „Schlussakkord“ am 3. Oktober, traditionell ein großes Konzert mit Orchester und mehreren Chören, widmet sich dieses Mal der zeitgenössischen Tanzproduktion „Hear Eyes Move – Dances with Ligeti“ der aus Wittlich stammenden internationalen Choreographin Elisabeth Schilling und ihrer Tanzcompany. „Niemals zuvor sind alle 18 Klavieretüden eines der wichtigsten Komponisten der Moderne, Györgi Ligeti, vertanzt worden“, erklärt Intendant Tobias Scharfenberger über die Darbietung in der früheren Abteikirche St. Maximin in Trier. Es sei ein „einzigartiges Projekt, das es so in der Art beim moselmusikfestival bisher noch nicht geben hat“.

György Ligeti gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Klavieretüden zu spielen ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die beim Konzert in Trier die Luxemburger Pianistin Cathy Krier übernimmt. Sie wurde 2015/2016 mit dem „Echo Rising Star“ ausgezeichnet. Zu den Klängen des Klaviers treten mitten im Kirchenraum fünf Tänzerinnen und Tänzer der Schilling-Company auf. Es ist die erste Aufführung der Produktion nach der Uraufführung vergangenes Jahr in Luxemburg, die von Kritikern und Publikum überschwänglich gefeiert wurde. Das vielleicht größte und schönste Kompliment kam in den Augen von Scharfenberger jedoch von der mittlerweile 90-jährigen Witwe György Ligetis, Vera Ligeti: „Dass es mir gefällt, ist ein sehr schwacher Ausdruck. Ich war begeistert […], ich hatte öfter das Gefühl beim Zuschauen, dass ich jetzt begreife, was Tanz ist/kann und wieso es eine Kunst ist. Es hat mich wirklich berührt, bis zum Herzklopfen. […] es hat mich im positiven Sinn erschüttert und das kommt nicht oft vor, wenn man über 90 Jahre alt ist. Bitte sagen Sie es Ihren Mitkünstlern mit meinem tiefen Dank.”

Für das Mosel Musikfestival, das immer den Spagat zwischen traditionell klassischen Konzerten, Cross-over, Musikkabarett und experimentellen Formaten versucht, ist „Hear Eyes Move. Dances with Ligeti“ ein Novum. „Wir sind außerordentlich glücklich, erstmals eine zeitgenössische Tanzproduktion koproduziert zu haben und noch dazu eine deutsche Erstaufführung im Festival präsentieren zu können“, so Scharfenberger. „St. Maximin ist sozusagen der Geburtsort von ,Hear Eyes Move’, denn in diesem außergewöhnlichen Raum hatten Elisabeth Schilling und ihre Company im Sommer 2020 die erste lange Probenphase für diese Tanzkreation. Es ist ihnen gelungen, dieser großartigen und vielschichtigen Musik Ligetis eine weitere Dimension hinzuzufügen.” Das Mosel Musikfestival präsentiere hier erstmals in seiner 36-jährigen Geschichte einen Tanzabend, der nicht als fertige Produktion „eingekauft“, sondern maßgeblich vom Festival mitentwickelt und kommissioniert wurde.

Nach der Uraufführung in Luxemburg in Zusammenarbeit mit dem Grand Theatre Luxembourg im Dezember 2020 war die deutsche Erstaufführung eigentlich fürs Kunstfest Weimar geplant, doch wurde das Projekt krankheitsbedingt abgesagt. Die jüngst von Großherzogin Maria Teresa von Luxemburg mit dem Luxemburgischen Tanzpreis („Lëtzeburger Danzpräis“) ausgezeichnete Choreographin Elisabeth Schilling wird in Trier selbst in der fünfköpfigen Formation auf der Bühne zu erleben sein.

Das Abschlusskonzert am 3. Oktober um 19 Uhr in St. Maximin in Trier ist ausverkauft. Für die öffentliche Generalprobe am Samstag, 2. Oktober, 19 Uhr, gibt es noch Karten online unter www.moselmusikfestival oder bei Ticket Regional, Telefon 0651/9790777.

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