Mozart von Mintchev auf Stradivari

Bengel · Gibt es etwas Schöneres für einen Konzertveranstalter als einen ausverkauften Saal? In Springiersbach wurden beim lohnenden Kammerkonzert mit Mintcho Mintchev die Kapazitäten bis an die Grenzen genutzt.

Bengel. Er ist ein Meister der osteuropäischen Schule, der Geiger Mintcho Mintchev. Satt und mit breitem Strich spielt er seine Stradivari, die ihm sein Heimatland, die Republik Bulgarien, auf Lebenszeit geliehen hat. Seit 1979 musiziert er mit diesem Instrument, dessen Wert auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird und von dem er selber sagt, dass man sich mit ihr auseinandersetzen muss. "Sie ist keine Geige, die von selber spielt. Man muss sie fordern, dann kann sie wundervoll klingen. Man muss ihr genau sagen, was man von ihr erwartet." Die Kommunikation zwischen Mintchev und seiner "Baron-Wittgenstein-Stradivari" aus dem Jahr 1716 funktioniert. Davon konnten sich knapp 180 Zuhörer im romanischen Saal des Klosters Springiersbach überzeugen. Breit gefächert war das Programm, mit dem Mintchev und seine Klavierpartnerin Maria Kapitanova aufwarteten. Angefangen bei Tomaso Vitalis "Ciaccona", über Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate B-Dur, KV 454, und einem Scherzo von Johannes Brahms, bis hin zu Tänzen von Eugéne Ysaye, Enric Granados, Peter Tschaikowsky und Henryk Wieniawski.
Kapitanova war eine absolut souveräne, gefühlvolle und zuverlässige Begleiterin für Mintchev, und in ihrem Zusammenspiel spiegelte sich wider, dass die beiden eine lange Zeit des gemeinsamen Musizierens verbindet. Mintchev, heute Professor an der Essener Folkwangschule, erwies sich als ein überlegener Techniker, der die höchsten Anforderungen mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit erledigte.
Das war aber nicht das wirklich Beeindruckende an diesem Konzert. Vielmehr war es die musikalische Tiefe, mit der er die einzelnen Werke durchdrungen hatte. Konsequent und überzeugend legte er seinem Publikum den Notentext offen. Sicherlich kann man Vitali und Mozart anders spielen. Das aber, was es in Springiersbach gab, war authentisch, war echt. Es war Mozart von Mintchev auf Stradivari. Es war gut. gkl