Mozart wird zum Mambokönig

Trier · Am Ende steht das komplette Publikum tanzend im großen Saal des Trierer Theaters. Das haben das Philharmonische Orchester der Stadt und die Klazz Brothers & Cuba Percussion beim Weltmusikkonzert am Freitagabend geschafft. Das ungewöhnliche Rezept: Mozart wird zum Mambokönig, Beethovens Fünfte trägt ein feuriges Salsakleid.

 Schlagzeuger Tim Hahn (rechts) und Kontrabassist Kilian Forster animieren das Publikum. Das soll mit Minzbonbon-Dosen Musik machen.TV-Foto: Mandy Radics

Schlagzeuger Tim Hahn (rechts) und Kontrabassist Kilian Forster animieren das Publikum. Das soll mit Minzbonbon-Dosen Musik machen.TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Was da im großen Saal des Trierer Theaters am Freitagabend alles passiert, mag man kaum glauben, zumal es sich um ein Konzert des Trierer Philharmonischen Orchesters handelt. Nicht nur die Stücke vieler bekannter klassischer Komponisten werden auf den Kopf gestellt. Auch Kilian Forster, Kontrabassist und Showmaster des Abends, erscheint auf den Händen laufend auf der Bühne.
Er gehört zu den Klazz Brothers&Cuba Percussion - einem gemischten Musikerteam, das teilweise aus Deutschland, teilweise aus Kuba stammt. Sie sind zweifache Klassik-Echo- und Jazz-Award-Gewinner und wahre Hexenmeister. Denn sie brechen die strengen Klassikmuster auf. Die Seele der Beethoven-, Mozart- oder Tschaikowski-Stücke tasten sie nicht an, doch in ihnen schlägt plötzlich ein neues Herz - und das ist kubanisch.
"Stellen Sie sich einfach vor, Tschaikowski hätte auf Kuba gelebt", erklärt Forster im ausverkauften Theater. Wie gebannt schauen 650 Zuschauer auf die Bühne, wo fünf Klazz Brothers im weißen Frack erhöht mit Piano, Percussion, Schlagzeug und Kontrabass auf der Bühne stehen. Ihnen zu Füßen das perfekt eingespielte Philharmonische Orchester. Aus Tschaikowskis "Tanz der Zuckerfee" wird "Cuban Sugar", ein swingendes, mit Percussion unterlegtes Stück, in dem klassisches Orchester und kubanische Elemente ohne Bruch miteinander verschmelzen.
Ein Höhepunkt: Ludwig van Beethovens Fünfte Sinfonie. Die bekommt ein Salsakleid verpasst und wird zu "Salsa Number Five". Eine rasend schnelle Salsa. Packend, mitreißend - das Publikum gibt langanhaltenden Applaus.
Dirigent Victor Puhl scheint ganz in seinem Element, genießt es, seine Musiker mit dem Taktstock anzuspornen. Das Orchester lässt sich vollkommen auf die kubanische Lebensfreude ein, wenngleich es bei diesem Konzert die Hauptrolle den Klazz Brothers überlässt.
Herausragend an diesem Abend die unverschämt mutige Verschmelzung von Tschaikowskis "Schwanensee" und Chopins "Trauermarsch". Wunderbar sanft weinen die rund 20 Geigen des Orchesters in "El Cisne Triste". Düstere Molltöne. Die Pauke gepaart mit fordernden Bläsern. Hier überwiegt das Klassische. Zwischendurch wird Mozart frech zum Mambokönig gekrönt. Seine Sinfonie Nummer 40 wird kurzerhand zu "Mambozart".
Ganz zart und weich endet das mehr als zweistündige Konzert mit dem Gute-Nacht-Lied "Der Mond ist aufgegangen". Nachdem die Zuschauer während der 15-minütigen Zugabe komplett aufgestanden sind und getanzt haben, summen und singen sie nun gesammelt die Schlafmelodie mit. Tiefenentspannung nach einem hervorragenden Konzertabend!
Die Klazz Brothers sind mit ihrem neuen Programm am 14. und 15. November wieder im Theater in Trier zu Gast.

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