Multi-Media-Mixtur

TRIER. (ruf) Ein sinnliches Spektakel als Vorgeschmack auf das Römerfest in Trier: 500 Zuschauer erlebten den Auftritt von "Mergener et Amici" mit elektronischer Musik und Video-Einblendungen am Wasserband der Landesgartenschau.

Ein rasches Zucken umgibt seinen Kopf, immer wieder wird das Gesicht überblendet, zerbröckelt und wieder aufgebaut. Das ist das Haupt des Philosophen, seit langem ist er schon tot. Gewiss ist er ein Römer, denn auf den Bildern, die seiner Erscheinung folgen, sind Gladiatoren, Legionäre, bisweilen Zenturien zu sehen. In gleißenden Farben wechseln diese Projektionen. Mal sind sie blau, dann violett. Oftmals verbindet sie ein Thema - Rom oder auch die Elemente: Regen fällt in Strömen auf der Leinwand, Wassertropfen fallen von Blättern, überdimensional. Schauplätze sind zu erkennen: vor allem die Bögen der Kaiserthermen von Trier. Die Medienkunst, die Ralf Kotschka und Yong vi Truong auf diese Weise betreiben, flimmert dem Besucher gleich hinter dem Haupteingang der Landesgartenschau entgegen. Sie begleitet ein Konzert, das das Römerfestival "Brot & Spiele" am kommenden Wochenende eröffnet. Auf dem Petrisberg wurden schließlich die ältesten Funde der Besiedlung der Moselstadt entdeckt. Hinter dem Wasserband ist die Bühne aufgebaut, auf der sich die Leinwand befindet. Die Video-Clips dienen dort als Darstellung und Dekoration - sie visualisieren und schmücken den Auftritt zu ihren Füßen. Hier türmen sich die Geräte: Keyboard-Konstruktionen, elektronische Trommeln, Gitarren. Ständig quillt Nebel zwischen ihnen hervor. Den Klang besorgt dabei besonders einer, der Elektronik-Künstler Peter Mergener. Der installiert die "Mystische Nacht" in und über den Thermen, im Rahmen von "Brot & Spiele". In diesem Jahr gestaltet er zum dritten Mal das Projekt. Antike Geräusche verbindet er mit Rock-Konzepten der 70er und 80er-Jahre. Achim Elsens Gitarre heult minutenlang, Ingo von Wenzlawowicz schlägt das Percussion-Inventar, dazu setzt Mergener magisch-musikalische Akzente. Der mystischen Verbindung aus Sandalen-Tritten, Pferdehufen, Fanfarensignalen und Arena-Kämpfen entstammt der Sud seiner Komposition: sein Musik-Kosmos, ein dicht verwobener Teppich aus Bruchstücken verschiedenster Gattungen, die es erlauben, ein ganzes Zeitalter aufscheinen zu lassen. Dazu trägt die Stimme der Sängerin Alquimia bei. Sie stammt aus Mexiko und möchte die Zauberwelten der Azteken, Kelten und Germanen verschmelzen. Neben Mergener steht sie ganz umweht: wogende Haare, wallendes Kleid, brausende Stimme. Alquimia singt lateinische Sätze. Währenddessen scheint der Mond über ihr auf. Gepixelt, auf der Leinwand. Ein Streichholz wird akustisch entzündet, ein Knistern schallt über den Platz. Der Auftritt am Wasserband offenbart und vertont vergangene Welten. Gerade auch die Vergangenheit von Trier. "Brot & Spiele", 13.-15. August, Amphitheater und Kaiserthermen. Programm unter www.brotundspiele2004.de.

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