Museen brauchen Bürger als Partei

Am Rande der Regionaltagung des Museumsverbands hielt Bettina Scheeder einen Vortrag über "qualitätvolle Museumsarbeit". Eingeladen hatten Museum und "Schwebender Punkt" in den Sitzungssaal des Alten Rathauses in Wittlich.

 Bettina Scheeder bei Ihrem Vortrag über Museumsarbeit im Georg-Meistermann-Museum in Wittlich. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Bettina Scheeder bei Ihrem Vortrag über Museumsarbeit im Georg-Meistermann-Museum in Wittlich. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wittlich. Hintersinnig zeigte an der Wand der Hl. Rochus seine Wunde, als Bettina Scheeder ihren Verband vorstellte und zu Stärken und Schwächen der rheinland-pfälzischen Museen und speziell des Georg-Meistermann-Museums Stellung nahm. Entsprechend den Standards der Internationalen Museumskonvention ICOM hat die Vereinigung einen Katalog mit Qualitätskriterien für Museen und ihre Arbeit aufgelegt.

Tragfähiges Konzept, regelmäßige Öffnungszeiten



Dazu gehören, wie Scheeder ausführte, eine eigene Sammlung, angemessene Räumlichkeiten, ein tragfähiges Konzept, wissenschaftliche Bearbeitung, regelmäßige Öffnungszeiten sowie Werbekonzepte. Vieles ist nach Meinung der Geschäftsführerin an Positivem in Wittlich vorhanden.

Als gut bewertet Scheeder die Qualität der Ausstellungen sowie die museumspädagogische Arbeit des Hauses. Für zu gering hält die Kunsthistorikerin den nach Auskunft des Kulturamtes auf die Museumsarbeit entfallenden Anteil von 20 Prozent der gesamten Arbeitsleistung des Amtes.

Zudem vermisst Scheeder ein schlüssiges Konzept. Sorgen macht der Fachfrau auch der Zustand der Meistermann-Sammlung, die neben den Glasarbeiten acht Gemälde, etwa 900 Kartons (Fensterentwürfe), sowie gut 30 Grafiken umfasst. Nirgendwo ist alles perfekt", versichert Scheeder. Gleichwohl: "Ändern Sie etwas, damit das Haus nicht weiter negativ besetzt auftaucht" lautet ihr Rat an Freundeskreis und Museum.

Etwa 460 Museen besitzt Rheinland-Pfalz, die alljährlich von rund vier Millionen Besuchern frequentiert werden. Mehr als die Hälfte davon ist in privater Trägerschaft. Den größten Teil stellen die volks- und heimatkundlichen Museen. Reine Kunstmuseen sind hingegen hierzulande äußerst selten. Mit dem Wittlicher Haus kommt man gerade mal auf vier. "Eben weil hierzulande die Kunstmuseen so selten sind, hat die Stadt Wittlich mit ihrem Museum etwas ganz Besonderes vorzuweisen", lobt Scheeder.

Seit 2001 betreut und berät der Verband im Auftrag des Landes die nichtstaatlichen Museen. Gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur fördert er Ausstellungsprojekte, Publikationen, sowie Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege des Bestandes. Der Verband, dem 60 Prozent der Museen hierzulande angehören, versteht sich auch als Interessenvertretung der Museen gegenüber der Politik. Was nicht unproblematisch sein dürfte, bezieht er doch seinen Etat weitgehend vom Land. Einig dürften Land, Verband und Museen darin sein: Es gilt möglichst viele Bürger als Partei für die Museen zu gewinnen. Zu dem Vortrag waren nur acht Zuhörer gekommen, davon sieben Mitglieder des "Schwebenden Punktes"

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