Musical Dracula in der Europahalle: Wenn das Duett zum Duell wird

Trier · Mit „Dracula“ betritt Michael Thinnes, bekannt als Macher der Musical Magics, Neuland. Statt Höhepunkten aus verschieden Stücken bringt er erstmals ein ganzes Musical.auf die Bühne. 650 Zuschauer haben die Premiere in Trier erlebt.

 Mina (Kerstin Bauer) hält den sterbenden Dracula (Michael Thinnes) in ihren Armen. TV-Foto: Daniel John

Mina (Kerstin Bauer) hält den sterbenden Dracula (Michael Thinnes) in ihren Armen. TV-Foto: Daniel John

Foto: Daniel John

Wenn sich Dracula und Vampirjäger van Helsing einander gegenüberstehen, dann wird ihr Duett zum Duell, zum Kampf auf Leben und Tod. In dieser Szene erreicht das Musical seinen Höhepunkt.. Das Erstaunliche daran: Diesen Auftritt gab es in der Orginalfassung gar nicht.

So ist wohl zu erkären, dass "Dracula" am Broadway kein nachhaltiger Erfolg beschieden war: Eine eher dürre Geschichte mit holzschnittartigen Figuren, angelehnt an Bram Stokers Romanvorlage, mit einer fröhlich dahinplätschernden Musik, das reicht bestenfalls zu Mittelmaß.

Für Michael Thinnes und seine Truppe ist das Stück dennoch ein Glücksfall: Seit einigen Jahren liegt eine deutschsprachige Fassung vor, die zuerst im schweizerischen St. Gallen, dann in Graz gezeigt wurde. Und für eben diese österreichische Aufführung mit Uwe Kröger und Thomas Borchert wurden neue Lieder hinzugefügt, die das Musical zu einer runden Sache machen.

Weil das Stück hierzulande noch nicht zu sehen war, darf das Ensemble es werbewirksam als Deutschland-Premiere ankündigen, genauer: als eine von zwei Premieren. Denn bereits eine Woche zuvor hat auch das Freie Musical-Ensemble Münster "Dracula” inszeniert. Vom Verlag, so heißt es auf der Facebook-Seite der Trierer Produktion, wurde beiden Gruppen gestattet, ihre Veranstaltung als Uraufführung zu präsentieren.

Die 650 Besucher in der Trierer Europahalle erleben so ein Musical mit live gespielter Musik, das zunächst nur langsam Fahrt aufnimmt. Thinnes, verzichtet darauf, seinem Dracula ein allzu monströses und dämonenhaftes Aussehen zu geben. Maskerade und Spielweise der Vampirinnen (Martina Veit, Carmen Blum und Christine Orth) wirken im Gegensatz dazu leicht übertrieben.

Stimmlich ragt vor allem Thinnes in der Titelrolle heraus, auch Thomas Kuhnen spielt den geisteskranken Renfield absolut überzeugend. Die anderen Hauptrollen - Kerstin Bauer als Mina, Anne Blum als Lucy, Mario Stammel als Jonathan und Markus Mitschke als van Helsing - sind allesamt solide, sieht man von einigen kleineren Schwächen ab. Das eingangs erwähnte Duell gewinnt in diesem Fall jedoch der Vampir gegen seinen Jäger.

Was die Inszenierung betrifft, sind vor allem die Szenen hervorzuheben, in denen hinter einem Schleier die Gedanken der im Vordergrund handelenden Personen sichtbar gemacht werden. Wenn van Helsing von Rosanne, seiner einst von Dracula getöteten Liebe, singt, erschließt sich so der Grund für die geradezu besessene Jagd auf den Vampir. Auch diese Schlüsselszene fehlte am Broadway.

Mit einer millionenschweren Musical-Produktion kann der Trierer "Dracula" zwar nicht mithalten, aber das Publikum bekommt drei Stunden gute Unterhaltung. Nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger.
Extra Termine

3. Dezember: Stadthalle Merzig;
28. Dezember: Europahalle Trier;
7. Januar: Stadttheater Idar-Oberstein;
20. und 21. Januar: Europahalle Trier;
16. März: Stadthalle Dillingen;
31. März: Stadthalle Bitburg;
13. April: Europahalle Trier. daj

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