Musik aus dem vollen Leben

Trier · Das 4. Sinfoniekonzert (Donnerstag, 31. Januar, 20 Uhr, Theater Trier) verspricht einiges an Spannung. Neben Bruckners heikler Neunter steht eine deutsche Erstaufführung an: "Taipei Horizon" von Christian Jost. TV-Mitarbeiter Martin Möller sprach mit dem Komponisten.

 Christian Jost. Foto: privat

Christian Jost. Foto: privat

Trier. Christian Jost, geboren 1963 in Trier, gehört zu den profiliertesten deutschen Komponisten seiner Generation. Im TV-Interview spricht er über sein neues Werk "Taipei Horizon", seine Pläne und über die Gefahren der aktuellen Kultur-Sparwelle.Herr Jost, Sie haben Ihre neue Komposition "Taipei Horizon" genannt. Das klingt für uns Mitteleuropäer ziemlich exotisch. Was steckt hinter diesem Titel?Christian Jost: Das Stück ist das Ergebnis eines zweimonatigen Aufenthalts in Taipei in meiner Funktion als "Composer in Residence" des Taiwan Philharmonic und des Nederlands Philharmonic Orchestra. Obwohl es auf der europäischen Tradition basiert, hat es doch subtile asiatische Elemente. Das Lebensgefühl in Taipei hat mich einfach durchflutet - hohe Luftfeuchtigkeit, wenig Schlaf, tolles Essen, extrem freundliche Menschen. Das alles habe ich in "Taipei Horizon" hineinkomponiert.Was ist denn im Vergleich zu früheren Kompositionen anders geworden bei Ihnen?Jost: Nehmen Sie den Schluss von "Taipei Horizon". Da gibt es einen rund fünfminütigen Kanon. Ein Thema wird dabei ständig wiederholt. Es geht um Vertiefung und nicht so sehr um Entwicklung wie im europäischen Komponieren."Taipei Horizon" wurde für das klassische Sinfonieorchester geschrieben. Was tun Sie, um solch ein Orchester zum Klingen zu bringen?Jost: Also, es muss ja noch Betriebsgeheimnisse geben (lacht). In jedem Fall ist meine Orchesterbehandlung einem Legatospiel, also einem gebundenen Spiel jeder Stimme, verpflichtet. Es muss einfach immer schön musiziert sein.Die öffentlichen Kassen sparen. Was spüren Sie davon?Jost: Ich bin in Trier aufgewachsen, und solche Einspardiskussionen sind mir vertraut. Ich bin aber mittlerweile weit herumgekommen und habe festgestellt: Die abendländische Musiktradition ist das positivste Aushängeschild Deutschlands in der Welt. Von Politik unbelastet wird diese Tradition als eines unserer höchsten Güter wahrgenommen. Wenn wir dieses aufgeben, wird das schlimme Folgen für das Ansehen von Deutschland und Europa haben. Was steht für die nächsten Monate in Ihrem Terminkalender?Jost: Ich werde im März in Taipei meine siebte Oper "Heart Sutra" uraufführen. Ich schreibe ein neues großes Werk für den Berliner Rundfunkchor, danach steht eine neue Oper für das Opernhaus Zürich an. Schade, dass es dem Theater Trier bisher nicht möglich war, eine meiner Opern, zum Beispiel "Die arabische Nacht", zu zeigen. möKarten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 0651/7181818, und auf www.theater-trier.de

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