Musik, die den Herztakt beschleunigt

Das Israel Philharmonic Orchestra (IPO) unter der Leitung von Stardirigent Zubin Mehta zählt zu den führenden Klangkörpern der Welt. Warum, das konnte man jüngst in der Luxemburger Philharmonie erleben.

Luxemburg. Was bekommt man, wenn man die Mentalität der Spanier mit dem französischen Lebensgefühl der Belle Époque zusammenführt? Die Orchestersuite "Ibéria" von Claude Debussy.
Interpretiert wurden diese Klangbilder vom IPO in der Luxemburger Philharmonie und sie stellten nach der "Passacaglia", Opus 1, von Anton Webern den ersten Höhepunkt eines außergewöhnlichen Konzertabends dar. Es war einfach mitreißend, wie lebendig und authentisch die Israelis etwa den dritten Satz der Suite (Le matin d\'un jour de fête) darstellten.
Eine gelungene Kombination aus dem prallen spanischen Leben mit sprühender Vorfreude, bei der aber trotzdem ein gewisses Maß an Laissez-faire vorhanden war. Ebenso der zweite Satz (Les parfums de la nuit), bei dem man nur über das Hören meinte, die verschiedenen Düfte der Nacht wahrzunehmen. Schwer und betörend einerseits, leicht mit belebendem Charakter andererseits.
Geballte Kraft - fragiles Piano



Verantwortlich für die Interpretationen zeichnete niemand geringeres als Zubin Mehta, der nun schon seit 30 Jahren der Musikdirektor des IPO ist. Das sich der Maestro und das Orchester bestens verstehen, war in Luxemburg deutlich sichtbar.
Mit leichter Hand führte er seine Musiker, teilweise verzichtete er ganz auf das Dirigat. Zubin Mehta weiß eben ganz genau, wann seine Leute der Führung bedürfen. Das galt auch für das Hauptwerk des Abends, Gustav Mahlers Sinfonie Nummer 5 in cis-moll. Das Israel Philharmonic Orchestra hatte hier wirklich alles zu bieten, was eine Mahlersinfonie braucht und was das Herz eines Musikfreundes in einen atemberaubenden Takt bringt. Geballte Kraft ebenso wie ein fragiles und fast schon bizarres Pianissimo.
Ein Spitzenorchester durch alle Register, bei dem man aber vor allem bei den Bläsern nur noch staunend lauschen kann. Diese Präzision, mit der hier gearbeitet wurde, erlebt man selten. Aber wer redet noch von Bläsern, wenn er das Adagietto in der Interpretation des IPO gehört hat? Wenn dieser vierte Satz wirklich eine Liebeserklärung Mahlers an die Frau seiner Träume war, dann muss die Liebe, so wie sie in Luxemburg erklang, unendlich groß gewesen sein.
Am Ende war es nicht verwunderlich, dass der gewaltige Klang des Finales noch im Raum stand, als frenetischer Beifall aufbrandete. Verdient!

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