Musik für die Opfer in Japan

Luxemburg · Die lettische Organistin Iveta Apkalna ist nach Konzerten in Trier, Bitburg, Himmerod und Rachtig keine Unbekannte in der Region. Zum wiederholten Mal spielte sie jetzt wieder in der Philharmonie Luxemburg.



Apkalna ist ein Star unter den Organisten, und auch in Luxemburg und der Großregion schätzt man sie als eine große Musikerin, die mit traumwandlerischer Technik und einem subtilen Musikverständnis ihre Auftritte gestaltet. Atemberaubend, wie sie über die Pedaltasten jagt, wie sie durch Manualwechsel und geschickte Registrierungen es versteht, eine schier unendliche Farbigkeit der Klänge aus ihrem Instrument zu zaubern.

Und doch konnte sie in der Philharmonie nicht restlos überzeugen. Lag es an der Programmauswahl? Franz Liszt ist in diesem Jahr fast schon ein Muss angesichts seines 200 Geburtstages. Ob aber seine symphonische Dichtung "Prometheus" in der Orgelbearbeitung von Jean Guillou unbedingt als Musterwerk zu zählen ist, mag man bezweifeln.

Johann Sebastian Bachs Passacaglia und Fuge c-Moll, BWV 582, durchsichtig registriert, aber in solch romantischer, epischer Breite auch nicht unbedingt ein Ohrenschmaus. Und 16 Minuten lang Minimal Music von Philip Glass (Dance Nr. 4) sind in ihrer Eintönigkeit schlicht anstrengend.

Anders wurde es nach der Pause mit "La Tempête" von Thierry Escaich, der Choraltoccata über "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" des Letten Aivars Kaljs und dessen "Prayer", das Apkalna den Opfern der Katastrophe in Japan widmete. Auch Sergej Prokofievs d-Moll-Toccata hatte ihren Reiz.

Wenn es auch hier nicht wirklich zu einem Aha-Erlebnis kommen konnte, lag dies vor allem am Instrument. Mit 83 Registern weit und breit die größte Orgel, fehlt es ihr an der letzten Kraft, mit der sie wirklich überzeugen kann. Viele schöne Einzelstimmen bergen sich in dem großen Gehäuse. Aber in der Summe fehlt der letzte Schub, durch den das Publikum die glänzenden Augen bekommt und beglückt den Heimweg antreten kann.

Gerhard W. Kluth

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