Musik minus 65

MAINZ. (win) Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) will die Entscheidung über die künftige Orchesterlandschaft in Rheinland-Pfalz vom Ergebnis einer Anhörung mit 13 Musikexperten abhängig machen.

Fusion oder Kooperation: Über die umstrittene Orchesterreform will Kulturminister Jürgen Zöllner nach einer Expertenanhörung am 25. September entscheiden. "Formal", so betont Zöllner, sei er nicht festgelegt, welche Strukturen künftig die Orchesterlandschaft in Rheinland-Pfalz prägen. Stimmen müssten allerdings Einsparpotential und künstlerische Leistung. Die von ihm vorgeschlagene Fusion der Staatsorchester Mainz und Ludwigshafen sei nicht der einzige Weg, um von 2006 an zwei Millionen Euro zu sparen, betonte der Minister stets, wenn es Diskussionen um seine Pläne gab. Mit betroffen von den Kürzungsplänen, die insgesamt 65 Musiker-Stellen kosten sollen, ist auch das Staatsorchester Koblenz. Nun hat eine von Zöllner eingesetzte Arbeitsgruppe unter Einschluss der Betroffenen drei Modelle vom einfachen Ansetzen des Rotstifts ohne Reform über Kooperationsvarianten bis zum Fusionsvorschlag des Ministers auf die Folgen untersucht. Auf Sympathie von Ministerium und Betroffenen stößt dabei ein Kooperationsmodell, das zwar schwierig umzusetzen ist, jedoch den drei Orchestern Eigenständigkeit und Standort belässt. Dabei wären bei den Philharmonien in Mainz und Ludwigshafen 21 und 17 Stellen zu streichen und beim kleineren Orchester in Koblenz 14. Gemeinsamer Träger wäre das Land. Bei diesem Modell sollen in einer Variante "innere Kooperation" Musiker, deren Auslastung noch nicht erreicht ist, auch bei den anderen Orchestern aushelfen. In einer Variante "äußere Kooperation" würden die drei Orchester ebenfalls in verringerter Größe weiterbestehen. Gleichzeitig soll aber ein vierter Klangkörper geschaffen werden, der zur Abdeckung des Spitzenbedarfs als Verstärkung dient. Ein Modell, das auf Zuschusskürzungen ohne Strukturreform setzt, trifft weder bei Minister noch bei Beteiligten auf Gegenliebe. Dies ginge vor allem zu Lasten des Mainzer Staatstheaters und seines Orchesters. Alternativen zur Fusion schlägt auch die Deutsche Orchestervereinigung vor. Ihr Plan sieht vor, über das Nichtbesetzen frei werdender Stellen und verstärkter Zusammenarbeit zu sparen. Kooperation ist politisch einfacher durchzusetzen, wissen Eingeweihte. Das zählt am Ende wohl auch in der Kultur.

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