Musik wie ein Naturereignis

Erneut hat der junge Jazz-Saxofonist Maxime Bender aus Luxemburg bei einem Konzert des Jazzclubs Eurocore in Trier sein virtuoses Interpretations- und schon preisgekröntes Kompositionstalent unter Beweis gestellt. Zusammen mit seiner "Cologne Group" und dem New Yorker Gastsaxofonisten Will Vinson stellte er in der Tufa vor 150 Zuhörern seine neue CD "Open Range" vor.

 Der junge Luxemburger Saxofonist Maxime Bender (Zweiter von links) begeisterte Trierer Jazz-Fans zusammen mit seiner „Cologne Group“ und dem New Yorker Gast Will Vinson (Dritter von links). TV-Foto: Anke Emmerling

Der junge Luxemburger Saxofonist Maxime Bender (Zweiter von links) begeisterte Trierer Jazz-Fans zusammen mit seiner „Cologne Group“ und dem New Yorker Gast Will Vinson (Dritter von links). TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Die Gesichter auf der Bühne wirken auffallend jung. Tatsächlich ist der älteste der dort versammelten sechs Musiker, der New Yorker Saxofonist Will Vinson, gerade mal 31 Jahre, Bandleader Maxime Bender gar erst 27 Jahre alt. Dass ihre Musik kreative Frische verströmt, ist daher weniger verblüffend als die kompositorische und technische Reife, mit der sie einhergeht. Und das ist nur einer der Kontraste, die den Konzertabend zum Erlebnis machen. Denn Maxime Benders Kompositionen aus "Open Range" lassen die Emotionen Kapriolen schlagen. Sie sind aufwühlend und besänftigend, träumerisch und ekstatisch wie intensive Naturerfahrungen, zum Beispiel das Tosen eines plötzlichen Sturms über einer zuvor ganz stillen Landschaft. Titel wie "Waterfall" oder "The Light", aber auch "Isis, Mother of Nature" oder "Heliopolis" verraten, dass tatsächlich Bilder aus der Natur wie auch deren mythischen Überhöhung Bender inspiriert haben. Umgesetzt hat er sie in komplexe, introvertierte bis expressive Klanggemälde aus romantisch-melodiösen Leitmotiven und vielfältiger, differenzierter Rhythmik, die sich durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spannung und Ausgleich, Dramatik und Sensibilität auszeichnen. Dass ihre schillernden Farben im ganzen Reichtum wahrgenommen werden können, ist der Virtuosität und harmonischen Interaktion der jungen Talente zu verdanken, die Bender aus seinem Umfeld der Musikhochschule Köln als "Cologne Group" um sich versammelt hat: Riaz Khabirpour (NL), der mit subtilen Gitarrenklängen Akzente setzt, Sebastian Sternal (D), der sich solo, zusammen mit Kontrabass und Schlagzeug oder mit der ganzen Band als überaus einfühlsamer Pianist präsentiert, Markus Braun (D), der am Kontrabass fürs ordnende Prinzip sorgt, und Silvio Morger (CH), der am Schlagzeug vor allem in temperamentvollen Passagen zu Hochform aufläuft.

Meist im Duett, aber auch in atemberaubenden Solopassagen präsentieren die Frontmänner, Maxime Bender am Tenor- wie auch Sopransaxofon und Gast Will Vinson am Altsaxofon, brillantes Können. Sympathisch, dass sie sich dennoch nie in den Vordergrund drängen. Seinen schon bei "Jazz im Brunnenhof" bestätigten Ruf, einer der begabtesten jungen Jazzmusiker der Großregion zu sein, hat Maxime Bender mit diesem Konzert eindrucksvoll bekräftigt.