Musikalische Botschaft mit samtenem Klang

Luxemburg · Die dritte Sinfonie von Ludwig van Beethoven gilt als ein Wendepunkt in der sinfonischen Musikgeschichte. In strahlend-dramatischem Glanz erklang das Werk in der Luxemburger Philharmonie.

Luxemburg. Manch einer wird sich gefragt haben, was denn das Geheimnis dieses Klangkörpers ist. Die Rede ist vom Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam (KCO), das wieder einmal ein Gastspiel in der Luxemburger Philharmonie gab. Diesmal kam es unter der Leitung von Daniel Harding, der mit seinen 36 Jahren noch zu jungen Riege der international renommierten Dirigenten gehört. Das KCO zeichnet sich durch einen ganz typischen Klang aus, den man, vergleicht man ihn mit anderen Spitzenorchestern, immer leicht wieder erkennen kann.
Ist es vielleicht der relativ hohe Anteil an Musikerinnen, der besonders den Streichersound so samt und doch satt macht? Auf dem sich das Blech so unverwechselbar aufbauen, aus dem sich die Holzbläser so prägnant entwickeln können? Was es auch immer sei; klanglich ist das KCO ein einmaliges Erlebnis, wie man auch auf dem Kirchberg vor restlos ausverkauftem Haus wieder einmal erleben durfte.
Spannung und Dramatik


Und musikalisch? Beethovens "Eroica" wurde nach der Uraufführung 1805 wegen ihrer Überlänge und ihrer Maßlosigkeit gescholten. Man mag es nicht begreifen, wenn man die Niederländer unter der Führung des Briten Harding hörte. Spannung und Dramatik pur, wobei aber die Hoffnung, die Perspektive in die Zukunft nie zu kurz kam. Selbst der Trauermarsch versank nicht in Depression.
Harding legte Wert auf die Argumente, mit denen Beethoven Mut machen will. Dazu braucht er keine großen Gesten. KCO und Harding sind sich einig, wie diese Es-Dur Sinfonie zu klingen hat. Der strahlende Schlussakkord ist wie eine Botschaft, die die Musiker dem Publikum mitgeben wollen. Zurecht gab es nach kurzen 50 Minuten Ovationen für ihn und das Orchester.
Ovationen gab es auch vor der Pause. Da stand auf dem Programm Edvard Griegs Konzert für Klavier und Orchester a-Moll mit dem Pianisten Lang Lang als Solisten. Ein Virtuose in höchstem Maße. Wenn er über die Tasten rast, kann einem schon schwindelig werden. Auch in Luxemburg war dies der Fall. Reicht das aber aus, um wirklich gut Musik zu machen? Freilich, Griegs Opus 16 ist ein Virtuosenstück, aber es steckt doch viel mehr in diesem Werk.
Immer, wenn es lyrisch wurde, dann fehlte vieles. Da nutzten auch die schon berühmten Gesten des Solisten nichts. Der schmelzende Blick zur Decke oder ins Publikum.
Die Poesie des zweiten Satzes, vom Orchester großartig vorgegeben, suchte man vergebens. Es war, wie so oft bei Lang Lang, eine Inszenierung seiner selbst. In der Technik atemberaubend. Das aber reicht vielleicht für "La Campanella" von Franz Liszt (Zugabe), nicht aber für einen Grieg.

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