Musikalische Farbenpracht im Gotteshaus

Trier · Der Trierer Dom und seine Hauptorgel sind akustisch manchmal eine schwierige Kombination. Nicht aber, wenn der Hausorganist am Spieltisch sitzt.

Trier. Orgelmusik hat in Trier einen hohen Stellenwert. Nicht selten liest man in Berichten über Orgelkonzerte in anderen, größeren Städten am Ende "herzlicher Applaus der 30 Zuhörer." Im Trier er Dom gingen die Internationalen Orgeltage zu Ende und bei jedem der sechs Abende konnte man von herzlichem Applaus der 200 bis 300 Zuhörer sprechen. Ein Besucherzuspruch, der deutlich zeigt, dass Orgelmusik in Trier kein Nischengenre darstellt. Der letzte Abend der Serie fiel sehr farbig aus, wie man es auch von der Überschrift erwarten konnte. Domorganist Josef Still hatte ihn unter den Titel "Fenster und Rosetten" gestellt. Sigfrid Karg-Elerts "Cathedral-Win dows" boten sich für solch ein Programm natürlich an, ebenso wie Marcel Duprés "Vitrail" und "Rosace" von Henry Mulet. Mehrere Dinge zeigten sich bei Stills Konzert sehr deutlich. Er kennt seine Orgel wie seine Westentasche und kann mit ihr Klangfarben in den Dom zaubern, die nur noch verblüffen. Von zart und lieblich, durchscheinend wie Alabaster, reichte die Bandbreite bis hin zu kraftvoll und dominierend.
Da Trompeter Paul Windschüttl erkrankt war, musste Still das Konzert alleine bestreiten. Hierzu wählte er neben Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565, und der Toccata aus Charles Marie Widors fünfter Symphonie auch die Toccata aus Maurice Duruflés Suite Nr. 5 und die "Toccata per Elevatione" von Girolamo Frescobaldi. Bach und Widor sind für viele Menschen der Inbegriff schlechthin für Orgelmusik und auch Still nutzte die Gelegenheit, sich als Virtuose zu präsentieren. Aber auch in diesem Teil des Konzertes konnte er mit Ausdruck und Klangfarben sein Publikum in Erstaunen versetzen. Frescobaldis Komposition, dazu bestimmt, während der Wandlung gespielt zu werden, ließ daran zweifeln, dass die Domorgel ein modernes Instrument ist. Es brauchte nicht viel, um sich in die Klangwelt der italienischen Barockorgel versetzt zu fühlen. Am Ende mehr als nur herzlicher Applaus von rund 300 Besuchern. gkl

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