Musikalisches Denkmal für Verfolgte

Trier · Vor siebzig Jahren begannen die Deportationen jüdischer und jüdischstämmiger Menschen aus der Region Trier-Luxemburg. An dieses traurige Kapitel erinnert ein außergewöhnliches Konzert in der Basilika, das von Trierer Schülern organisiert und in Zusammenarbeit mit professionellen Musikern umgesetzt wird.

Trier. Es war die Kinder-Oper "Brundibar", die der Schülerin Salome Sanchez-Suska nicht mehr aus dem Kopf ging, nachdem sie das Werk am Luxemburger Konservatorium gesehen hatte. Ein rührendes Märchen um zwei arme Kinder, die ihre kranke Mutter retten. Aber vor allem eine Oper mit einer unfassbaren Entstehungsgeschichte.
Der Komponist Hans Krasa schrieb sie im KZ Theresienstadt und führte sie dort mit Kindern mehr als 50 Mal auf. Immer wieder musste er die Rollen neu besetzen, weil seine kleinen Darsteller in Vernichtungslager deportiert wurden. Schließlich wurde auch Krasa in Auschwitz ermordet, seine Oper verschwand und wurde erst in den 80er Jahren wiederentdeckt.
Musik als letzte Zuflucht


Hans Krasa war kein Einzelfall. In vielen Ghettos, Gefängnissen und Konzentrationslagern versuchten Menschen, ihren Mitgefangenen das Leben durch Musik etwas erträglicher zu machen. Komponisten wie Viktor Ullmann, Gideon Klein, Ilse Weber oder Rudolf Karel schrieben ihre Werke unter unerträglichen Umständen, aber selbst in erbärmlichsten Verhältnissen gab es immer noch Menschen, die Instrumente besaßen und irgendwie Konzerte zustande brachten.
Von den Komponisten und Musikern hat kaum jemand überlebt, aber wenigstens ein Teil der Werke blieb erhalten. Das brachte Salome Sanchez-Suska auf die Idee, ein Konzert mit Stücken der "vergessenen Künstler" auf die Beine zu stellen. Die 17-Jährige warb unter ihren Mitschülern am Trie rer Angela-Merici-Gymnasium und am Luxemburger Konservatorium etliche Mitstreiter an, Dozenten und professionelle Musiker bekundeten Bereitschaft, ehrenamtlich mitzuwirken, Kantor Martin Bambauer übernahm die Leitung. Und es gelang, die Kulturministerinnen von Luxemburg und Rheinland-Pfalz, Octavie Modert und Doris Ahnen, als Schirmherrinnen zu gewinnen.
Als Spielort war zunächst die KZ-Gedenkstätte Hinzert angedacht, doch dafür gab es keine Genehmigung. Aber dann stellte sich heraus, dass die Evangelische Kirchengemeinde in der Konstantin-Basilika eine Ausstellung plante, die sich mit Deportationen aus der Region beschäftigte. Da passte das Konzert als Abschluss gut ins Konzept.
Mitgefühl mit den Opfern


So wird es nun am kommenden Sonntag eine thematische Kombination geben: Zum einen erinnert die Veranstaltung an die verfolgten jüdischen Komponisten, deren Werke aufgeführt werden. Zum anderen ist sie den verschleppten und ermordeten Menschen aus der Region gewidmet. Schüler berichten über die Deportationen, lesen Fragmente aus Tagebüchern, beschreiben das Alltagsleben im Ghetto, verfolgen Lebenswege bis in die Schrecken der Gaskammern.
Das Ziel der grenzüberschreitenden Veranstaltung ist für die junge Initiatorin klar: Man wolle "Mitgefühl mit den damaligen Opfern ausdrücken, aber auch ein Zeichen der Solidarität mit ausgegrenzten Mitmenschen von heute setzen".
Sonntag, 13. November, 16 Uhr, Konstantin-Basilika. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Arbeit der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit wird gebeten.

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