Offener Brief von 40 Betroffenen Musikfestivals fürchten um Existenz - Wie geht das Mosel Musikfestival 2020 über die Bühne?

Trier/Berlin · Musikfestivals aus ganz Deutschland warnen vor den Folgen der Coronakrise. Eintrittsgelder, Spenden und Sponsoring gehen massiv zurück, dagegen herrscht Unsicherheit bei der Planung von Veranstaltungen. Nun wenden sich 40 Festivalmacher in einem Aufruf an die Bundesregierung.

Musikfestivals fürchten um Existenz - Wie geht das Mosel Musikfestival 2020 über die Bühne?
Foto: Hans Krämer/HANS KRAEMER

(aheu) 40 Veranstalter von Musikfestivals in Deutschland, darunter das Mosel Musikfestival, befürchten, dass sie Opfer der Coronakrise werden könnten. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Kabinett warnen sie am Mittwoch vor einem „Kahlschlag“, wenn die Politik jetzt nicht gegensteuere. „Nachdem Künstler bereits in existenzielle Not geraten sind, droht nun auch der Veranstalterbranche ein Kahlschlag“, heißt es in dem Papier. Zusätzlich zu fehlenden öffentlichen Hilfen erschwerten unterschiedliche Maßgaben in den einzelnen Bundesländern die Arbeit. Neben den 40 Unterzeichnern seien Hunderte weiterer Festivals betroffen.

Zu den wesentlichen Forderungen gehört eine klare Sprache in den Verfügungen. Es könne nicht sein, dass Begriffe wie „höhere Gewalt“ oder „Großveranstaltung“ nicht eindeutig und einheitlich definiert seien und Festivalmacher mit der Entscheidung zur Absage allein gelassen würden, womit sie sich in nicht zu beziffernde Haftungsrisiken begeben“. Wie berichtet hatte die Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz am Dienstag erklärt, man wolle erst  nächste Woche Donnerstag entscheiden, ab welcher Größe eine Veranstaltung verboten sei.

Auch die „Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft“ mahnen die Unterzeichner des Papiers an, zu denen aus Rheinland Pfalz neben dem Intendanten des Mosel Musikfestivals, Tobias Scharfenberger, auch Benedict Klöckner,  Künstlerischer Leiter des Internationalen Musikfestivals Koblenz, gehört. Es sei nicht erforderlich, alle Kultur­events zu verbieten, denn strenge Hygiene- und Abstandsregeln könnten auch bei Kulturveranstaltungen umgesetzt werden, schreiben die Festivalmacher. „Kultur besteht nicht nur aus Großveranstaltungen.“ Insbesondere für den ländlichen Raum steht nach Auffassung der Unterzeichner einiges auf dem Spiel. Musikfestivals ermöglichten breiteren Publikumskreisen als in den großen Städten die Begegnung mit hochwertigen musikalischen Live-Erlebnissen. „Wer jetzt Festivals und Künstler sterben lässt“, so die Unterzeichner des Positionspapiers, „wird morgen mit kulturell verwaisten Landstrichen bestraft.“

Rund 600 Musikfestivals mit internationaler Ausstrahlung gibt es nach Branchenangaben in Deutschland, ihr Gesamtumsatz wird mit etwa 400 Millionen Euro  und einer vielfachen Wertschöpfung angegeben.

Für Festivalmacher, deren Programme für die nahe Zukunft geplant waren, sei es notwendig, „schnell verlässliche Kriterien und klare Rahmenbedingungen in Bezug auf die zukünftige Zuwendungsfähigkeit der Kosten“ zu erhalten, betonen sie. Zudem stünden bei vielen Festivals Verhandlungen über öffentliche Mittel des nächsten Jahres an. „Wir fordern eine möglichst pauschale Ansetzung und Bewilligung der durchschnittlichen Zuwendungen der vergangenen drei Festivalausgaben“, heißt es dazu in dem Positionspapier. Die Finanzierung von Festivals dürfe nicht unter „Freiwillige Leistungen“ subsumiert werden.

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