Musikgeschichte(n)

"Wollen doch mal sehen, was ihr so lernt." Opa blättert in Pauls Musikbuch.

 Nun will der Lenz (= Frühling) uns grüßen – zum Beispiel mit diesen leuchtend gelben Osterglocken. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Nun will der Lenz (= Frühling) uns grüßen – zum Beispiel mit diesen leuchtend gelben Osterglocken. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

"Das haben wir doch schon immer im Frühling in der Schule gesungen", ruft er begeistert. Und schon fängt er an zu summen: "Nun will der Lenz uns grüßen." Kein Wunder, dass Opa das Lied kennt. Das kleine Frühlingslied ist nämlich sehr alt. Ein Ritter aus Bayern, der Neidhart von Reuental hieß, hat es im Mittelalter vor ungefähr 800 Jahren geschrieben. Vor etwa 130 Jahren hat es dann der Dichter Karl Ströse in unser heutiges Deutsch übertragen. Die Melodie stammt von einem alten Volkslied. Wer sie schrieb, weiß man nicht. Neidhart war zu seiner Zeit sehr bekannt und hat über 200 Lieder geschrieben. Das war nichts Ungewöhnliches. Ritter beschäftigten sich damals nicht nur mit Ritterspielen und Jagd, wenn sie mal freihatten und nicht gerade im Krieg oder mit ihrem Fürsten oder König unterwegs waren. Viele Ritter machten auch gern Musik und waren Dichter. Neidhart war einer der wichtigsten Dichter seiner Zeit. Er war so wichtig, dass seine Lieder sogar in den "Codex Manesse" aufgenommen wurden. Das ist die größte Sammlung von Liedern aus dem Mittelalter. In der "Großen Heidelberger Liederhandschrift", wie die weltberühmte Sammlung auch heißt, sind auf über 400 Seiten Lieder von rund 140 Lieddichtern aufgeschrieben. Außerdem gibt es von jedem Dichter ein kleines fein gemaltes Bild, auch von Neidhart. Sein Lied vom Lenz (das ist ein anderes Wort für Frühling) ist nicht nur ein Bild der aufwachenden Frühlingslandschaft. Es zeigt auch, wie der Dichter die Natur sah. Die Natur ist für ihn wie eine Freundin, die uns einlädt, sie zu besuchen. Und die ihr bestes Kleid anzieht, um mit uns ein schönes Fest zu feiern. Auch wenn das Lied schon 800 Jahre alt ist, so ist doch ganz modern, was sich der Dichter unter der Natur vorstellt. Also zu Ostern nichts wie raus aus dem Zimmer und weg von Fernseher und PC. "Frohes Springen" soll heißen Bewegung im Freien ist angesagt, findet auch das Lied. Denn: "Heißa, nun hat uns Kinde(r)n ein End all Wintersleid." Eva-Maria Reuther

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