Musikgeschichte(n)

Aus Pauls Zimmer kommen seltsame Geräusche. Es klingt, als ob jemand eine Kreissäge laufen lässt.

Mama reißt die Tür auf. "Was ist das denn für ein Krach?" Paul ist beleidigt. "Das ist kein Krach, das ist eine CD mit neuer Musik." Mama schaut Paul streng an. "Für mich ist das keine Musik - und harmonisch klingt das schon gar nicht." Wie Pauls Mutter geht es vielen Leuten. Wenn sie fordern, Musik soll harmonisch klingen, meinen sie damit: Musik soll aus Tönen bestehen, die für unser Gehör zusammenpassen. Welche Töne und Klänge zusammenpassen, regelt in der Musik die Harmonik, die Lehre von der Harmonie. (Harmonie ist das Hauptwort zu harmonisch). Die Harmonielehre ist ein kompliziertes System, in dem es um Tonleitern, Tonarten, Tongeschlechter (Dur und Moll) und den gleichzeitigen Zusammenklang von Tönen, den Akkorden, geht. Das Wissen, welche Töne zusammenpassen, ist Menschen nicht angeboren. Es wird erlernt. Erst mal durch Erfahrung, zum Beispiel, indem man viel Musik hört. Später lernt man dann im Musikunterricht oder wenn man ein Instrument erlernt, was zusammenpasst und wie das System der Harmonielehre funktioniert. Das ist so ähnlich, wie man beim Rechnen oder im Sprachunterricht auch feste Regeln lernen muss, damit die richtigen Ergebnisse herauskommen. Welche Töne für harmonisch gehalten werden, ist von Kultur zu Kultur verschieden. Für Menschen aus Asien passen ganz andere Töne zusammen, als für Europäer oder Afrikaner. Auch kleine Kinder haben noch ein ganz anderes Verständnis von harmonischen Tönen als Erwachsene. Manchmal hat das auch Vorteile. Das hat auch einmal das berühmte Orchester der Berliner Philharmoniker gemerkt, als es auf einer Reise nach Afrika Musik von Wolfgang Amadeus Mozart spielte. Die erwachsenen Afrikaner konnten mit der Musik überhaupt nichts anfangen, weil sie ein ganz anderes Verständnis davon haben, welche Töne zusammenpassen. Nur die Kinder fanden die Musik gut. Wie alle Harmonielehren auf der Welt hat sich auch unsere erst im Lauf der Jahrhunderte langsam entwickelt. Angefangen hat alles mit gesungenen Gebeten im Mittelalter, also der Zeit vor etwa 1500 bis 500 Jahren. Eva-Maria Reuther

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