Musikgeschichte(n)

Max hat sich aus den Ferien eine große Muschel mit einem tiefen Gehäuse mitgebracht. Jedes Mal, wenn er sie ans Ohr hält, kann er ganz genau hören, wie es darin rauscht.

 Wie ein großes Mobilee sieht dieses Kunstwerk von Josep-Maria Balanyà aus. Wenn man mit einem Klöppel auf eine der Platten schlägt, kann man den Klang erleben. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wie ein großes Mobilee sieht dieses Kunstwerk von Josep-Maria Balanyà aus. Wenn man mit einem Klöppel auf eine der Platten schlägt, kann man den Klang erleben. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

"Das ist das Meer, das da rauscht" sagt Tante Erika. "Ach was", widerspricht Papa, der Tante Erika sowieso nicht leiden kann, "das ist nicht das Meer, sondern das Blut von Max, das er da rauschen hört." Schön wär\'s, leider stimmt aber beides nicht. Was Max in der Muschel hört, die eigentlich eine Meeresschnecke ist, sind die Geräusche um ihn herum, die von der Muschel eingefangen und durch das Gehäuse verstärkt werden. Weil das Ohr ganz nah daran ist, hat man das Gefühl, der eigene Körper würde die Geräusche erzeugen. Geräusche und Klänge bestehen aus Schallwellen. Wie die bei uns ankommen, und wie unser Gehirn sie versteht, hängt von vielen Dingen ab. Zum Beispiel, ob die Wellen durch die Luft übertragen werden, ob sie sich frei im Raum bewegen oder ob sie in einem Trichter wie einer Trompete gesammelt und wie Pfeile gelenkt werden. Ganz wichtig ist auch, wie nah unser Ohr an den Schallwellen dran ist. Wer gerade keine Meeresschnecke zu Hause hat, aber auch mal ausprobieren will, wie verschieden Klänge und Schall ankommen, kann das im Augenblick in der Europäischen Kunstakademie in Trier an einem spannenden Beispiel tun. In der Ausstellung dort hängt ein großes Klanggebilde. Es sieht aus wie ein Mobilee aus Metallplatten, aus denen Stücke herausgesägt sind. Wenn man mit einem Klöppel auf eine Platte schlägt und sich dazu stellt, hört man einen Ton, der sich im Raum verliert. Legt man aber das Ohr ganz nah an die Platte, hört man einen vollen runden Klang, der lange nachhallt. Das liegt daran, dass diesmal die Schallwellen nicht durch die Luft zum Ohr transportiert werden müssen, sondern direkt über den Knochen hinter dem Ohr ins Ohr und zum Gehirn gelangen. Über den Knochen hört man schneller und genauer. Künstler müssen sich genau überlegen, wie ihre Schallwellen zum Hörer gelangen sollen, damit genau das Kunstwerk daraus wird, das sie sich vorstellen. Also nichts wie ab in die Kunstakademie! Eva-Maria Reuther

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